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»In Baugnez wurde die Ardennenschlacht nachgestellt«
(Textquelle: http://www.grenzecho.net/ - Artikel vom 01.02.2011)
Passanten werden sich am vergangenen Wochenende (29. und 30. Januar 2011) wohl über den Menschenauflauf auf dem Gelände hinter dem Baugnez 44 Historical Center gewundert haben. Nun, bei dieser Premiere-Veranstaltung handelte es sich um ein Treffen von Militaria-Freunden aus ganz Europa. Mehr als 100 Teilnehmer fanden sich hier am Samstag und am Sonntag zu zwei historischen Nachstellungen - in der Fachsprache auch Re-Enactments genannt - der Ardennenschlacht ein. Ausrichter waren die beiden Betreiber des neuen Museums in Malmedy-Baugnez, das der Ardennenoffensive im Dezember 1944 gewidmet ist, Fabien und Mathieu Steffens. Sie griffen dabei auf die Mitarbeit der Vereinigung GBRHM 40/45 zurück.
Die Gruppierung GBRHM 40/45 ("Groupe Belge de Reconstitution Historique Militaire") hat ihren Sitz in Cout-St-Etienne. Sie steht unter der Leitung von Denis Van Onacker und zählt Mitglieder aus verschiedenen Ländern. Auf mehreren Wiesen und in einem angrenzenden Waldstück in Baugnez standen sich laut dem vorgegebenen Szenario der Ardennenoffensive die deutschen und die alliierten Truppen gegenüber und spielten an beiden Tagen jeweils unter strahlend sonnigem Himmel Krieg.
Zahlreiche Zaungäste staunten nicht schlecht über das mehr als einstündige Spektakel mit Angriff, Verteidigung und Gegenangriff, Gefechten, Nahkämpfen, Toten, Verletzten und Gefangenen sowie Sieg und Niederlage. Der schneebedeckte Boden und die klirrende Kälte ließen Erinnerungen an den tatsächlich harten Kriegswinter vor 65 Jahren in Eifel und Ardennen aufkommen. Auch die historischen Uniformen und die Feuerwaffen - natürlich nur mit Platzpatronen -, die Schützengräben, Kanonen und Militärfahrzeuge sowie die Feldlager, in denen ein Teil der "Soldaten" bei Temperaturen von 10 Grad minus übernachteten, sollten, wie bei den regelmäßigen Veranstaltungen dieser Art der Fall, möglichst viel Originalität und Authentizität des Zweiten Weltkrieges ausstrahlen.
Derweil "Militärpolizisten" das Geschehen überwachten und mit freundlichem, aber bestimmtem Ton darauf achteten, dass die Besucher einen gebührenden Sicherheits-abstand zu den simulierten Kampfhandlungen einhielten, schauten auch zwei echte Beamte der Polizeizone Malmedy-Stavelot vorbei und betrachteten eher amüsant das Ereignis. Es gab nichts zu beanstanden, denn das Event war ordnungsgemäß von der Stadtgemeinde Malmedy genehmigt worden.
Das Grenz-Echo sprach mit einem Darsteller aus Solingen, der am Wochenende in die Rolle eines "Feldgendarmen der Wehrmacht" geschlüpft war: "Wir treffen uns jahrein jahraus zu solchen Aufführungen in Belgien. Die wären in Deutschland jedenfalls verpönt. Hier in Baugnez haben wir uns wohlgemerkt nicht auf das Gelände begeben, wo am 17. Dezember 1944 das Massaker stattgefunden hat. Und selbstverständlich haben wir auch aus Respekt vor den Kriegsopfern die grausame Bluttat nicht nachgestellt."
Es ist kein Geheimnis, dass Kriegsspiele dieser Art längst nicht überall auf Gegenliebe und Verständnis stoßen. Die meisten Zuschauer am Wochenende waren aber erwachsen genug, um die wahren geschichtlichen Hintergründe des "Theaterstücks", wie es im Internet bezeichnet wurde, zu verstehen, in der Hoffnung, dass sie auch die Kinder in ihrer Begleitung angemessen aufgeklärt hatten, bevor diese sich daran gaben, die leeren Patronenhülsen aufzulesen.
Immerhin beschloss eine offizielle Zeremonie mit Kranzniederlegung und Ansprachen, in denen mit Nachdruck zu Frieden und Demokratie aufgerufen wurde, am benachbarten Ehrenmal, das an die 84 toten Amerikaner des Baugnez-Massakers erinnert, das Wochenende.
Link zum Artikel des Grenz-Echo mit Bildern - HIER
An dieser Stelle möchte ich Herrn Manfred GIET aus Géromont recht herzlich für die Übermittlung der Fotos sowie für die Genehmigung der entsprechenden Nutzung auf meiner Webseite danken.
Monsieur Giet, merci pour le contact et la mise à disposition de vos fotos ;-)