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Aus ganz Belgien waren die Patriotenvereinigungen angereist. Sie sorgten während eines Umzugs rund um das Kriegerdenkmal für ein schwarz-gelb-rotes Fahnenmeer. Man gedenkt, um zu wissen, woher man kommt, und warum heute ein europäisches Zusammenleben im Großen und Ganzen gut funktioniert. Mit diesen Gedanken zum Gedenken sicherte sich der Bürgermeister der Gemeinde Bleyberg Thierry Wimmer gegen die Gefahr des Aufbrechens ehemaliger Gräben ab. Sehr gewissenhaft gingen entsprechend auch DG-Ministerpräsident Oliver Paasch und der Kelmiser Bürgermeister Louis Goebbels mit der Beschreibung der Geschichte sowie den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen um. Beide lobten Dr. Herbert Ruland für die gelungene und weiter stattfindende Geschichtsaufarbeitung des Grenzgebietes. Die Menschen lebten grenzüberschreitend mit der gemeinsamen Sprache, dem Limburger Platt in Wohlstand und gegenseitiger Anerkennung und Achtung zusammen, bis der Schliefenplan, wie Ministerpräsident Paasch, eingehend beschreibt, die Idylle der kleinen Globalisierung zerstörte. Er betonte im Anschluss an die „millionenfache Verkrüppelung", die der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck bei der Gedenkveranstaltung in Lüttich benannt hat, das europäische Mit- und Füreinander. Die Errungenschaften der Euregio Maas-Rhein und den entstandenen fruchtbaren internationalen Verbindungen einer Generation, für die fast nichts selbstverständlicher ist als der Frieden. Er selbst zähle sich mit seinen 42 Jahren auch dazu. Aber die Konflikte in der Welt ließen ihn deshalb nicht kalt. Als Lösung sehe er den Abbau von Missverständnissen und Vorurteilen, die Entwicklung eines weltweiten Verständnisses für die Wichtigkeit der politischen Bildung, die sich die DG als eine hohe Priorität bereits auf die Fahnen geschrieben habe und speziell für Europa selbst gehe nichts über die Vertiefung der Europäischen Einigung, der sogenannten Integration.
Textquelle: GrenzEcho vom 01.09.2014
Nüchtern zeichnete Louis Goebbels die großen Linien nach („Entschuldigen Sie diese Nüchternheit, nicht nur, weil es historisch ist und es noch gilt, weiter aufzuarbeiten, sondern auch, weil ich nichts erzählen will, was nicht der Realität entspricht.“). Nach dem Großen Krieg sei es für die Kelmiser schwer gewesen, sich zu etwas zu bekennen. Sie gehörten nicht zu den Angreifern, aber im eigentlichen Sinne Angegriffene waren sie auch nicht, obwohl sie nun Belgien zugeteilt wurden, das sehr wohl angegriffen worden war. Letztlich habe die darauf folgende Erfahrung des Zweiten Weltkriegs die deutschsprachigen Belgier zu dem gemacht, was sie heute sind, überzeugte Europäer mit gesundem Nationalstolz - deshalb sei 1989 in diesem Sinne auch ein nicht aus den Augen zu verlierender Meilenstein,. Fragen zum Umgang mit Konflikten an den EU-Außengrenzen, Atomwaffen und Waffenlieferungen in die Welt seien nie dringender zu lösen gewesen als heute. Die 100-jährige Zugehörigkeit der DG zu Belgien solle bei den nächsten Wahlen in etwas mehr als vier Jahren nicht vergessen werden. Es sei wichtig, wachsam zu sein, wenn separatistische Tendenzen in Belgien Regierungsverantwortung erhielten.
Textquelle: GrenzEcho vom 01.09.2014