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Vor 80 Jahren gab es in Raeren einen besonderen Festtag, der die Einweihung des zum Andenken an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Söhne der Gemeinde Raeren errichteten Ehrenmals brachte. Am 5. Juni 1932 wurde das Ehrenmal auf dem Denkmalplatz enthüllt. Er erinnerte an 145 Raerener Soldaten, die ihre Heimat nicht mehr wieder sahen. Es war eine Feier, an der die ganze Gemeinde teilnahm, denn ein jeder wollte dabei sein, als es galt alle jene zu ehren, die fern ihrer Heimat die letzte Ruhestätte gefunden hatten. Um 15 Uhr versammelten sich die Vereine am Pley und begaben sich von dort im Festzug, den Reiter und Radfahrer eröffneten, zum Denkmal, wo dann der Enthüllungsakt in feierlicher Weise vollzogen wurde. Pfarrer Mommer hielt die Gedächtnisrede. Es folgte ein Augenblick der Stille. Die Blicke einer vielhundertköpfigen Menge waren auf das Denkmal gerichtet, dessen Hülle nun fiel. Die folgende Ansprache des Bürgermeisters Schumacher, der auch die Übernahme des Ehrenmals in die Obhut der Gemeinde vollzog, war wiederum Ausdruck herzlichen Gedenkens an die Toten des großen Weltkriegs. Entwurf und Ausführung des Denkmals stammen von dem Raerener Bildhauer Leonhard Mennicken. Werke wie die Kriegergedächtnisstätten in den Pfarrkirchen von Walhorn, Eynatten und Raeren sind glänzende Beweise für das Können des Altmeisters Mennicken. Das Denkmal ist in belgischem Granit (Sprimont) ausgeführt worden. Die Linienführung des architektonischen Aufbaus ist wohl abgewogen und wirkt durch die edle Einfachheit. Auf mächtigem Sockelaufbau erhebt sich eine abgestumpfte Pyramide, auf deren Seitenflächen die Namen der Gefallenen eingemeißelt sind (leider sind diese Inschriften heute nur sehr schlecht lesbar). Auf den seitlichen Stützen sind rechts und links zwei Helme als Symbole des Krieges angebracht. In der Mitte sind die Worte eingemeißelt: „Ihren unvergesslichen Gefallenen.“
Die abgestumpfte Pyramide wird von einer Weltkugel gekrönt. Die darauf angeordnete brennende Fackel symbolisiert den Weltkrieg. Als Abschluss ist ein Kreuz als Zeichen des Glaubens angebracht, das die Inschrift trägt: „Den Kriegstoten ewiger Frieden“. Die Hauptidee des Denkmals verkörpert die 1,80 Meter hohe Figur eines Kriegsblinden, der, auf der oberen Trittstufe stehend, seinen gefallenen Kameraden einen Kranz bringt. Einer der Unglücklichsten, ein Kriegsblinder, der außerdem einen Stelzfuß hat, tastet sich an das Denkmal heran, um in Ehrfurcht seinen Kriegsgefährten einen Kranz niederzulegen. Die Schleife des Kranzes trägt die Inschrift: „Meinen lieben gefallenen Soldaten“. Der Führhund hat sich niedergelegt zum Zeichen, dass der Kriegsblinde an Ort und Stelle ist. Die Tagespresse schrieb damals: „Man sieht, dass dieses Denkmal uns unendlich viel zu sagen hat. Die Gesamtkomposition zeigt uns die Tragik des Weltkrieges und lehrt uns diesen zu verdammen. ’Nie wieder Krieg‘ könnte der hier verkörperte Gedanke sein.“ Noch schwerer waren die Verluste des Zweiten Weltkrieges: 160 Gefallene und Vermisste waren zu beklagen. Im Jahre 1959 wurde zu ihrem Gedenken in der Pfarrkirche eine Gefallenengedenktafel eingeweiht. (Quellen: Leo Kever aus Eupen und Gemeinde Raeren).
Der steinerne Soldat, der einen Kranz zum Gedenken an die Gefallenen ablegt, trägt jedoch die Uniform eines belgischen Soldaten! Das Denkmal wird so zum Versuch, die deutsche Vergangenheit – die man nicht dem Vergessen opfern möchte – mit der belgischen Gegenwart zu versöhnen. Ein Symbol, das sicherlich nicht nur wegen der unmittelbaren Grenznähe Raerens zu Deutschland von politischer Bedeutung war, sondern auch als Botschaft der Versöhnung an die in ein pro-belgisches und ein pro-deutsches Lager gespaltene Raerener Bevölkerung verstanden werden kann. (Quelle: Dr. H. Ruland)
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Raeren ist ein belgischer Grenzort bei Aachen, eine der neun Gemeinden der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Sie setzt sich aus der Altgemeinde Raeren, Eynatten, dem belgischen Teil von Lichtenbusch, Hauset, Berlotte und dem Ortsteil Petergensfeld zusammen. Etwa 50 % der Einwohner sind Nicht-Belgier. Der Ortsname Raeren stammt aus dem Wort „roden“ und weist auf eine Siedlung mitten im Aachener Reichswald hin. Als Rodungsperiode nimmt man die Zeit um 800 bis 1200 an. Es entstanden die Ortsteile Raeren und Neudorf. Der Ortsteil Neudorf wird erstmals 1241 in einer Urkunde des Aachener Marienstifts erwähnt. Die erste urkundliche Erwähnung des Namens Raeren datiert aus dem Jahre 1400. Raeren ist bekannt durch seine Töpfereikunst im 16. und 17. Jahrhundert, hier wurde Steinzeug hergestellt. Das traditionelle Steinzeug aus Raeren ist vom belgischen Staat mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet worden. In der Burg Raeren befindet sich ein sehenswertes Töpfereimuseum. Die St. Nikolaus-Pfarrkirche, nach Entwürfen des Aachener Stadtbaumeisters Laurenz Mefferdatis im Stile des Barock mit romanischen Rundbögen erbaut, wurde 1728 fertig gestellt. Durch Erlass der Exekutive der Deutschsprachigen Gemeinschaft vom 16. Januar 1986 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Der ehemalige Ortsteil Sief verblieb nach dem Versailler Vertrag aus wasserwirtschaftlichen Gründen bei Deutschland.