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Ieper (deutsch auch Ypern, französisch Ypres) ist eine Stadt in der Provinz Westflandern der Flämischen Gemeinschaft in Belgien. Ieper hat 36.120 Einwohner (1. März 2005). Zu Ieper gehören die Orte Boezinge, Brielen, Dikkebus, Elverdinge, Hollebeke, Sint-Jan, Vlamertinge, Voormezele, Zillebeke und Zuidschote. Während des Ersten Weltkrieges (1914–1918) war Ieper stark umkämpft (erste, zweite und dritte Flandernschlacht, Schlacht von Messines). Die kaiserlichen deutschen Truppen versuchten mehrmals die Stadt einzunehmen, wurden dabei aber zurückgeschlagen (November 1914 und April 1915). Am 22. April 1915 wurde das erste Mal Chlorgas durch die deutschen Truppen eingesetzt. Giftgas – insbesondere Senfgas – wird in Frankreich daher auch als „Yperit" bezeichnet.
Die Stadt blieb bis zum Ende des „Großen Krieges” von den Alliierten besetzt, vor allem von Soldaten aus Großbritannien, Australien, Neuseeland und Kanada. Nach dem Krieg wurde die stark zerstörte Stadt originalgetreu wieder aufgebaut. Historisches Bewusstsein und Erinnerungen haben seitdem viel Platz in der Geschichtsschreibung und Kultur der Stadt. In der Umgebung von Ieper befinden sich zahlreiche Soldatenfriedhöfe. Ieper selbst ist von einem gigantischen Höhlennetz durchzogen, das im ersten Weltkrieg von Arbeitern angelegt und erst kürzlich wieder entdeckt wurde. Im Jahre 1914 wurde der spätere deutsche Diktator Adolf Hitler hier als Meldegänger bis zum 7. Oktober 1916 eingesetzt.
Die Erste Flandernschlacht oder auch Ypernschlacht fand gegen Ende der ersten Phase des Ersten Weltkrieges vom 20. Oktober bis zum 18. November 1914 zwischen deutschen und alliierten Truppen im Raum der belgischen Kanalküste in Westflandern statt. Trotz schwerster Verluste an Menschenleben auf beiden Seiten konnte die Absicht der deutschen Führung, durch einen Angriff der 4. Armee entlang der Kanalküste das britische Expeditionskorps (British Expeditionary Forces) von seinen Versorgungslinien abzuschneiden, nicht verwirklicht werden.
Zuvor war der Schlieffenplan mit dem Ziel, in einem raschen Stoß Paris zu nehmen und damit den Krieg zu beenden, in der Marneschlacht gescheitert. Der Wettlauf zum Meer, bei dem sich die Gegner gegenseitig die Nordflanke abzugewinnen suchten, war unentschieden ausgegangen. Im Zuge dieses „Wettlaufs“ hatte das deutsche III. Reservekorps Antwerpen genommen. Bei Ypern befand sich nach dem Abschluss dieser Operationen noch eine schmale Frontlücke.
Als Verteidigungsmaßnahme öffneten die belgischen Truppen die Seeschleusen von Nieuwpoort bei Flut und schlossen sie bei Ebbe, so das Schlachtfeld allmählich unter Wasser setzend. Die deutschen Verbände mussten sich nach der Beendigung der Operation wieder hinter die Yser zurückziehen.
Sehenswürdigkeiten
Marktplatz, umgeben von mittelalterlichen Bürgerhäusern
Lakenhal (Tuchhallen, Gewandhaus), einer der größten profanen gotischen Gebäudekomplexe Europas mit einem 70 Meter hohen Belfried, der zum UNESCO-Welterbe gehört und ein 49-teiliges Glockenspiel enthält. In dem Gebäude ist das mehrfach ausgezeichnete Museum In Flanders Fields untergebracht – eine interaktive Ausstellung von Erlebnisberichten über das Schlachtfeld bei Ieper.
Sankt-Martins-Kathedrale, Bischofssitz des ehemaligen Bistums Ieper, das von 1561 bis 1801 bestand.
Kriegerdenkmal Menenpoort (Gedenktor)
Ypern war eine der großen Märtyrerstädte des Ersten Weltkriegs. Einige Monate nach der deutschen Invasion in Belgien am 4. August 1914 lief die Front bei der kleinen, mittelalterlichen Stadt Ypern fest. Von Oktober 1914 bis Oktober 1918 befand sich das Schlachtfeld nur wenige Kilometer vom Zentrum entfernt. Die Schützengräben lagen von Norden nach Süden in einem Bogen rund um Ypern. In diesem berühmten Ypernbogen oder Ypres Salient wurden nicht weniger als fünf blutige Schlachten ausgetragen.
Am 22. April 1915 begann die Zweite Schlacht bei Ypern mit dem ersten großen Gasangriff aller Zeiten. Das Chlorgas erstickte Tausende alliierte Soldaten, vor allem französische Truppen mit vielen Nordafrikanern. Es war das erste Mal in der Geschichte, dass eine Massenvernichtungswaffe eingesetzt wurde. Auch später im Krieg stellte sich der Ypernbogen als experimentelles Schlachtfeld heraus. Hier wurde im Juni 1915 zum ersten Mal ein Flammenwerfer eingesetzt. Im Juli 1917 ist das schreckliche Senfgas an der Reihe, auch "Yperit" genannt. Vom 31. Juli bis zum 10. November 1917 wütete die Dritte Schlacht bei Ypern, gegen die Endphase manchmal auch als "Schlacht bei Passendale" bezeichnet. Es war ein beispielloses Blutbad. Über den Sinn dieser Offensive wird noch stets diskutiert. In den Schützengräben und im Niemandsland rund um die Stadt fielen zwischen 1914 und 1918 ungefähr 500.000 Menschen. Unter ihnen nicht nur Deutsche, Franzosen, Briten und Belgier, sondern auch Marokkaner, Algerier, Tunesier, Senegalesen, Kanadier, Australier, Neuseeländer, Südafrikaner, Chinesen, Inder, Jamaikaner und noch viele andere Nationalitäten.
Während des vier Jahre dauernden Krieges wurde die Stadt im Herzen des Ypernbogens buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht. Die letzten übrig gebliebenen Einwohner wurden Anfang Mai 1915 zwangsevakuiert. Ab dann wohnte niemand mehr in der Geisterstadt Ypern. Anfang 1919 kehrten die ersten Bewohner in ihre zerstörte Stadt zurück und begannen zögernd mit dem Wiederaufbau. In den ersten Jahren wohnten die zurückgekehrten und die neuen Einwohner von Ypern in hölzernen Notwohnungen. Ab 1921 kam der Wiederaufbau erst richtig in Gang. Noch in den Zwanziger Jahren wurden auch die mehr als einhundertfünfzig Soldatenfriedhöfe in der und rund um die Stadt angelegt, und wurden Denkmäler gebaut, wobei das Menentor das bedeutendste ist. Diese Denkmäler und Friedhöfe, aber auch die teilweise getreu wieder aufgebauten Häuser erinnern uns bis heute an die Sinnlosigkeit des Krieges und an die tragischste Periode aus der Geschichte von Ypern.
Quellen: http://www.toerisme-ieper.be/ und http://de.wikipedia.org/