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Heimatgeschichte
Die Gründung der „Heimattreuen Front“

Erst nach der „Machtergreifung“ in Deutschland hatte sich in Eupen um den reichsdeutschen Arzt Dr. Paul Dohmen ein lose gefügter Kreis von überzeugten Nationalsozialisten begründet, der immerhin nach einem Jahr 150 Mitglieder vermeldete. Aus Gründen der Konspiration nannte man sich „Verein für Natur und Heimatkunde“, dies um den belgischen Behörden keinen Grund zum Einschreiten zu geben. An der Spitze des Vereins stand einer der glühendsten Vertreter nationalsozialistischer Ideen in Eupen, der Gärtner Josef Kerres (siehe Bild hierneben). Der Verein wurde schließlich nach Ankauf eines Segelflugzeuges in „Segelfliegerverein“ umbenannt. Ähnliche Organisationen wurden als Ableger in Malmedy und St. Vith unter den Firmen „Saalschutz“ und „Bogenschützengesellschaft“ gegründet. Nach außen gut getarnt waren diese Vereine im Innern aufgebaut wie die SA im Dritten Reich. 1935 kam es im Wahlkampf zur Gründung einer „Heimattreuen Front“ (H.F.) die aus den militanten Nazis, in der Masse aber aus Mitgliedern und Führern der vormaligen CVP bestand. Einige Sozialisten, die die ablehnende Haltung ihrer Partei gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland nicht mittragen wollten, traten ebenfalls zur „Heimattreuen Front“ über. In der Stadt Eupen, wo die CVP bisher 8 von 13 Stadtverordneten stellte, fanden auch diese zur „Heimattreuen Front“. Die „Heimattreue Front“ war keine eigenständige Partei, sondern vollständig von der NSDAP gleichgeschaltet und von der Gauleitung in Köln kontrolliert. Alle Untergliederungen der Nazi-Partei und die im Reich gleichgeschalteten Organisationen waren auch hier vorhanden, agierten aber unter Tarnnamen. Der Kyffhäuserbund etwa, der die Weltkriegsteilnehmer bündelte, firmierte in Eupen unter „Kameradschaftliche Vereinigung“, der BDM segelte unter dem Namen „Wandergruppe frohe Mädel“. Für den Fall eines Verbots der HF durch die belgischen Behörden, stand als Ersatzorganisation der so genannte Heimatbund bereit.

Quelle: Beobachtungen aus der Randposition des deutsch-belgischen Grenzraums von Herbert Ruland (grenzgeschichte.eu)
Bildnachweis: "Die Lupe"
Quelle: Zwischen Aachen und Lüttich, Manfred Bierganz-Robert Heeren, Grenz-Echo Verlag
Historischer Hintergrund


Die Heimattreue Front war eine politische Organisation der deutschen Bevölkerung in den belgischen Ost-kantonen Eupen-Malmedy-St.Vith, die die Wieder-eingliederung der Ostkantone in das Deutsche Reich forderte. Durch die Eingliederung der Ostkantone in das Belgische Königreich ("Provisorische Belgische Administration") im Jahr 1919 nach dem Ersten Weltkrieg waren die deutschen Bewohner zwar zu belgischen Staatsbürgern geworden, allerdings wurden sie erst ab 1925 den übrigen belgischen Staatsbürgern gleichgestellt und ihnen das volle Wahlrecht zugesprochen. Die zwangsweise Eingliederung in ein fremdsprachiges Staatsgebiet führte zu erhebliche Spannungen unter der deutschsprachigen Bevölkerung der Ostkantone und Stimmen zur Wiedereingliederung in das Deutsche Reich wurden laut. Nach 1933 bekam die Pro-reichsdeutsche-Stimmung in den Ostkantonen durch die Heimattreue Front einen Namen und einen organisatorischen Rahmen. Seine Vereinsmitglieder standen ganz im Zeichen der Propaganda des aufkommenden Nationalsozialismus im Deutschen Reich.

Politischer Aufstieg

1928/1929 wurde von deutschen Ostbelgiern die Christliche Volkspartei gegründet, die sich aber ebenfalls nicht dem damaligen nationalsozialistischen Zeitgeist und seiner Propaganda verschließen konnte. In den dreißiger Jahren wuchsen die politischen Spannungen zwischen pro-belgischen und pro-reichsdeutschen Befürwortern. Dies gipfelte unter anderem 1935 in der Ausweisung von vier Führungspersonen des Heimatbundes, darunter dem ehemaligen Vorsitzenden der Christlichen Volkspartei A. J. Dehottay, ins benachbarte Deutsche Reich mit gleichzeitiger Aberkennung ihrer belgischen Staatsbürgerschaft. Für die Christliche Volkspartei bedeuteten die Ausweisungen, dass sie zu den Wahlen 1936 keine geeigneten Kandidaten aufstellen konnte. Sie rief daher ihre Wähler zum Beitritt in die Heimattreue Front auf.

Bei den darauffolgenden Parlamentswahlen 1939 bekam die Heimattreue Front 45,1 % aller abgegebenen Wählerstimmen. Die Heimattreue Front wurde somit die mit Abstand stärkste politische Kraft in Eupen-Malmedy. Im Vergleich zum Wahlverhalten der deutschen Bevölkerung in anderen Grenzregionen zum Deutschen Reich, wie dem Sudetenland, in Danzig oder in Memel, wo reichsdeutsch orientierte Parteien mehr als 80 % der Wählerstimmen erhielten, war das Wahlergebnis für die Heimattreue Front jedoch wesentlich niedriger ausgefallen.

Im Eupener Stadtrat hatte die Heimattreue Front nach 1934 bis zum Einmarsch der Wehrmacht 1940 die absolute Mehrheit. Die reichsdeutschen Truppen wurden bei ihrem Eintreffen von der deutschen Bevölkerungsmehrheit in Ostbelgien als "Befreier" empfangen und ihnen wurde zugejubelt; die "Heimkehr ins Reich" wurde begrüßt. Mit dem Wiederanschluß der Region Eupen-Malmedy-St. Vith an das Reichsgebiet änderten sich allerdings auch die politischen Verhältnisse; es erfolgte eine Gleichschaltung unter der ideologischen Ausrichtung des Nationalsozialismus.


Die Segelflieger und die Jugendgruppe der heimattreuen Front von Eupen treten zum letzten Gang mit Joseph Kerres, dem sogenannten "Blutzeugen Eupen-Malmedys", an.
(Bildnachweis: Die Lupe)

Genauere Informationen hierzu könnt ihr
HIER auf meiner Webseite lesen.

Ideologie

Die Heimattreue Front war zwar hauptsächlich mit dem Ziel der Wiedereingliederung in das Deutsche Reich entstanden, aber nicht alle seiner Mitglieder waren offen nationalsozialistisch geprägt. Finanziell und logistisch wurden die politischen Aktivitäten der Heimattreuen Front aus dem Deutschen Reich vom Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA) unterstützt.
Quelle:Wikipedia

Die Heimattreue Front
Quelle: GRENZ-ECHO, die einzige deutschsprachige Tageszeiten Belgiens
 
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