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Da das Remember Museum 39-45 in Thimister ähnlich wie gewisse Festungsanlagen nur jeden 1. Sonntag eines jeden Monats geöffnet hat, hat es lange gedauert bis ich dann endlich ein Datum für den Besuch finden konnte. Demnach begab ich mich am 2. August 2009 zum Museum in Thimister und verband diesen Besuch mit einer Motorradtour durch das Herver Land.
Vor dem Museum angekommen schoss ich erst mal ein paar Fotos des im gegenüberliegenden Gelände stehenden Panzers, einem SHERMAN M4 A4 sowie des aus Blaustein gemeißelten Denkmals für die Big Red 1, der 1st Infantry Division. Am Panzerturm sind noch gut die damaligen Kampfspuren zu sehen. Im Anschluss hieran begab ich mich dann in Richtung der sogenannten Empfangshalle. Im Gegensatz zu den damaligen Besuchen war nun die Eingangstüre nicht verschlossen und stand einladend auf. Mir fielen allerdings vorher noch die Namenstafeln auf, die an den Außenwänden des eigentlichen Museums angebracht sind. Auf diesen Tafeln stehen die Namen der Besucher, die Herrn und Frau SCHMETZ, den Eigentümern des Museums, persönliche Gegenstände aus der Zeit des 2. Weltkrieges überlassen bzw. geschenkt haben. Die Familie SCHMETZ legt größten Wert darauf, dass alle ausgestellten Gegenstände gestiftet wurden, meist von Veteranen oder deren Familie. Zudem sind auf den Wänden die verschiedenen Zeichen der damaligen Einheiten verewigt.
Bevor ich nun hinter einigen anderen Besuchern her in die Halle eintrete sehe ich mir noch den sogenannten Einmannbunker rechts vom Eingang an. Solch ein Bunker diente der Beobachtung bzw. der Erkennung von feindlichen Bewegungen und Vorstößen. Frau Schmetz (Mathilde) erklärt mir am Ende meines Besuches, dass der in Thimister ausgestellte Bunker ursprünglich am Bahnhof in Montzen (Montzen Gare) stand. Der Zugang erfolgte über eine kleine Türe und die Beobachtung wurde durch einen kleinen Sehschlitz vorgenommen. Einen ähnlichen Einmannbunker habe ich auch bei meiner Frankreichtour (Pas-de-Calais) im Mai 2009 auf dem Gelände der BATTERIE TODT in Audighem gesehen.
Nun trete ich in die Empfangshalle ein, in der mittlerweile so etwa 10 Personen auf einen Verantwortlichen des Museums warten. Ich dachte eigentlich, dass sich das Remember Museum 39-45 auf diese eine Halle beschränkt und so war ich im ersten Moment auch nicht sonderlich von dem ausgestellten Material angetan. In der Halle waren zwar auch 3 Fahrzeuge (u.a. ein LKW, der den Nachschub von den Häfen Cherbourg oder der Normandie zur Front hin sicherte), aber irgendwie machte sich bei mir eine leichte Enttäuschung bemerkbar, da ich mir mehr Informationen und Ausstel-lungsgegenstände betreffend unsere Gegend (Herver Plateau, Ostbelgien, Dreiländereck usw.) erhofft hatte.
Die aufkommende Enttäuschung wurde aber umgehend mit dem Eintreffen von Mathilde erstickt, da sie uns dann über das eigentliche Museum, das im Nachbarhaus untergebracht ist, informierte. Die Anwesenden wurden dann trotz unterschiedlicher Sprachen zu einer Besuchergruppe gebündelt, was aber in dem Sinne interessant war, dass jeder dem anderen in irgendeiner Form eine Übersetzung liefern konnte.
Im Eingangsbereich des eigentlichen Museums entrichte ich die kleine Gebühr und dann geht’s auch schon los. Mathilde ist mit vollem Eifer bei der Sache und erklärt uns, dass ihr Mann Marcel zur damaligen Zeit 12 Jahre alt war und dessen Eltern einen Bauernhof führten. Thimister-Clermont war zu Zeiten des 2. Weltkrieges zweigeteilt, d.h. die Grenze des Deutschen Reiches verlief durch den Ort Clermont. Neben den zahlreich dargestellten Szenen aus dem damaligen Alltag werden vor allen Dingen persönliche Gegenstände der Veteranen ausgestellt, zu der Mathilde immer eine entsprechende Geschichte zu erzählen weiß.
Außerdem trugen die Eheleute SCHMETZ zu zahlreichen Wiedersehen zwischen damaligen Kameraden bei, da gute Kontakte zu den Behörden und den Veteranen gepflegt werden und somit ein schneller und gut organisierter Informationsaustausch stattfinden kann.
Das Museum an sich erstreckt sich über 2 Etagen und das Dachgeschoss. Mich persönlich haben die Vergleichsaufnahmen 1940 und heute sehr interessiert, da ich aus der Gegend bin. So werde ich mir der Veränderung der Orte im Laufe der Zeit erst recht bewusst. Mathilde weist noch darauf hin, dass die nachgestellten Szenen, die Ausstellungspuppen und die gesamte Anordnung der Räume durch ihren Ehemann in stundenlanger Kleinstarbeit realisiert wurde. Das Museum lebt zudem von den Erklärungen der Eheleute Schmetz, die die Geschichte der Region rund um Thimister-Clermont zum Leben bringen. Ein "kleines Geheimnis" verbirgt sich hinter dem im Inneren des Museums ausgestellten Panzer. Dieses wird an dieser Stelle allerdings nicht verraten, da es fester Bestandteil der Führung ist.
Die gesamte Ausstellung ist wohl überdacht und sehr detailverliebt, so ist der Soldat auf der 1. Etage in seinem Stellungsloch vorbildlich mit Schnee und Laub bedeckt. Alles passt zusammen und gibt dem Besucher ein gewisses Gefühl, die Geschichte des 2. Weltkrieges besser verstehen zu können. Im Dachgeschoss des Museums widmet sich die Familie Schmetz außerdem der Zeit der Kriegsgefangenschaft, da zahlreiche Leute unserer Gegend auf Grund ihrer politischen Gesinnung in Lager deportiert wurden und unter unmenschlichen Zuständen meist wie Vieh gehalten wurden. Eine nachgestellte Szene spiegelt die Situation der sogenannten „Prisoniers politiques“ bzw. zeigt die Räumlichkeiten eines Lagers, in denen mehrere Gefangene untergebracht sind.
Abschließend habe ich dann noch ein sehr intensives Gespräch mit Mathilde geführt und so wurde aus den eingeplanten 2 Stunden eine Besichtigung von 4,5 Stunden. Mathilde erklärte mir zudem, dass sie und ihr Mann sich um die Pflege einiger Denkmäler zu Ehren der 1st Infantry Division (Big Red 1) kümmern und u.a. die Einrichtung und Einweihung des Denkmals durch sie ins Leben gerufen und organisiert wurde. Außerdem finden alljährliche Veteranentreffen, Konzerte von Militärkapellen und Gedenkzeremonien statt, u.a. auf dem , auf dem die Eheleute SCHMETZ mehrere Patenschaften für Gräber übernommen haben und somit deren Pflege gewährleisten.
Schlussfolgernd kann ich dieses doch sehr intime und persönlich gestaltete Museum sehr empfehlen. Der Kontakt mit Mathilde und Marcel kann den Besucher in seinem Wissen nur weiter bringen und vermittelt glaubhaft Geschichte, die wieder auflebt. Einfach ein Muss für jeden, der wie ich aus dem Grenzgebiet Belgien-Deutschland-Niederlande kommt. Den Besuch des Museums kann man dann ja mit einem Abstecher zum vorgenannten Soldatenfriedhof, der in unmittelbarer Nähe liegt, und dem Denkmal PICKELPUSS kombinieren.
Bis zur nächsten Tour!