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Auf dem Ketteniser (Ehren)Friedhof ist mir schon länger ein Grab aufgefallen, da das Todesdatum im Jahr 1945 war. Es handelt sich hierbei um das Grab von Frau Maria KREUELS. Die Inschrift vermerkt „gestorben im Dienste des S.R.A.“. Eines Tages las ich im Ketteniser Infoblatt „Dorfzeitung“ (Ausgabe 03-2010) einen Artikel, wobei mir das Foto des Grabes bekannt war. Endlich fand ich Informationen zur Person von Frau Kreuels. Folgendes wird berichtet:
Frl. Maria Kreuels ist an den Folgen der Inhaftierung im Konzentrationslager Groß-Strelitz gestorben. Sie war geboren in Kerkrade (holl. Limburg) am 15. März 1918. Ihre Eltern wohnten seit Mai 1928 in Kettenis auf der Hochstraße. Bereits in jungen Jahren war sie Leiterin der Scout-Bewegung in Eupen. Bei Ausbruch des Krieges verzog sie nach Brüssel und stellte sich in den Dienst der belgischen Sache. Als Mitglied des S.R.A. – Service de Renseignement et d’Action – wurde sie am 17. Oktober 1942 durch die Gestapo verhaftet und ins Gefängnis nach St. Gilles gebracht. Hier befiel sie eine bösartige Krankheit, die ihre Überführung in das Krankenhaus Brugman erforderlich machte. Die ständigen Verhöre der Gestapo vermochten es nicht, ihr die Namen der Mitarbeiter oder Auftraggeber zu entlocken. Sterbenskrank schleppte man sie am 23. Oktober 1943 in Konzentrationslager Groß-Strelitz. Nach der Befreiung dieses Lagers und kurzem Aufenthalt in einem Hospital der russisch besetzten Zone brachte man sie am 5. August 1945, zum Skelett abgemagert, nach Brüssel zurück. Am 1. September des gleichen Jahres verschied sie. Ihre sterbliche Hülle wurde am 5. September nach Kettenis überführt und im Gemeindehaus feierlich aufgebahrt. Die patriotischen Verbände übernahmen die Ehrenwache. Bezirkskommissar Hoen, Platzkommandant Herr Major R. Leinen und Bürgermeister Klein luden zu den Trauerfeierlichkeiten ein. Am folgenden Tag begrub man sie auf einem Ehrenplatz auf dem hiesigen Friedhof. Die Zivil- und Militärbehörden, die Geistlichkeit, die politischen Vereinigungen, die Scouts, die Schuljugend und eine große Anzahl von Trauergästen gaben ihr das letzte Geleit.
Quelle: Bernhard Heeren, Kettenis, Ein Heimatbuch 1977 + „Dorfzeitung, das Ketteniser Infoblatt 03-2010“, Hubert Keutgens.
Fräulein Maria Kreuels entstammte einer Familie, in der tiefe Frömmigkeit und übernatürliche Lebensauffassung altes Familienerbe waren. Sie wurde geboren am 15. März 1918 in Kerkrade (Holland) als Tochter der Eheleute Josef Kreuels und Kath. geb. Severens. Eine stille Größe, menschlich und christlich gemeint, war in ihr aus Gottes Gnade geschaffen, die sich am Ende ihres kurzen Lebens in heldenhaftem Leidern herrlich allen offenbarte.
Ihre glückliche, sonnige Jugendzeit im Eupener Land war getragen von einem lebendigen Glauben an das Gute, Edle und Heilige, den sie in natürlicher Frömmigkeit mit Begeisterung in die Gruppe der Pfadfinderinnen betätigte. Abhold jeglicher Versklavung und Einschränkung christlicher Lebensbetätigung verließ sie aus Idealismus nach dem Einbruch deutscher Truppen die liebgewonnene Heimat und Familie, um in Brüssel der notleidenden Bevölkerung und dem bedrängten Vaterlande ihre Kräfte mit jugendlicher Begeisterung zu weihen.
Zwei Jahre hat sie mit übermenschlicher Kraft und Gottes Hilfe vorbildlich gewirkt, bis sie, wie so viele Helden, am 19. Oktober 1942 von der Gestapo verhaftet ihren großen Leidensweg begann, von einem Gefängnis zum anderen verschleppt. Körperlich gebrochen, eine Leidensbraut, aber seelisch zur Heldin ihres Ideals geworden, hatte sie am Ende ihrer hoffnungsvollen Jugend den Trost in den Armen ihrer treu besorgten Mutter, gestärkt durch den Empfang der Sterbesakramente, ihr schöne, geläuterte Seele dem Schöpfer zurückzugeben am Muttergottessamstag den 1. September 1945 nach einem segensreichen Opferleben für Gott und Vaterland.
Textquelle: Originaler Sterbezettel von 1945
An dieser Stelle möchte ich Frau Maria BELLIN aus Eupen für die Zurverfügungstellung ihrer Fotos recht herzlich danken, da die Patriotin Maria KREUELS nur dank Frau Bellin "ein Gesicht bekommen hat" !!!
Groß-Strelitz (polnisch Strzelce Opolskie) ist eine Kreisstadt in Oberschlesien (Polen). Sie hat rund 20.000 Einwohner und gehört der Woiwodschaft Oppeln an. Die Stadt ist Sitz des Landkreises und der Gemeinde Strzelce Opolskie. Strzelce Opolskie liegt im Osten der Woiwodschaft Oppeln, in der Nähe zur Grenze der Woiwodschaft Schlesien, ungefähr auf halbem Wege zwischen den Großstädten Oppeln (30 km nordwestlich) und Gleiwitz (35 km südöstlich). Auf diese Weise wird sie durch alle Verkehrswege im Korridor zwischen Breslau und Kattowitz erschlossen, d.h. durch die Autobahn A4 (Europastraße 40), die Landesstraße 94 und die Oberschlesische Eisenbahn von Breslau nach Kattowitz. Strehlitz liegt in unmittelbarer Nähe des Oberschlesischen Industriegebiets, dessen westlichste Ausläufer die nahen Städte Gleiwitz und Peiskretscham (Pyskowice) sind.