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Das "Fort, das sich nicht ergeben wollte"
Fort Tancrémont wurde zur Niederlegung der Waffen im Vormittag der Kapitulation gezwungen, also am 29. Mai 1940. Die Kapitulation erfolgte allerdings erst nachdem der deutsche Generalleutnant Spang mit Offiziersehrenwort dem Hauptmann DEVOS mitgeteilt hatte, dass der belgische König Leopold III tatsächlich der belgischen Armee die Einstellung der Kampfhandlungen befohlen hatte. Vorab ist zu bemerken, dass noch am Morgen des 10. Mai Bautätigkeiten im Fort ausgeführt wurden, da einige Löcher vorhanden waren, die unbedingt verschlossen werden mussten, um den zum Schutz gegen eines Gasangriffs notwendigen Überdruck im Fort aufbauen zu können. Andernfalls wäre das Fort Tancrémont nicht kampffähig gewesen. Am 10. Mai ist folglich alles bereit. Aber die Durchführung der Operationen an der Front wurden mit solch einer Geschwindigkeit ausgeführt, dass Tancrémont bis zum späten Nachmittag vom Feind, der in Richtung Küste vorstößt, umzingelt und allein gelassen ist.
Am 12. Mai greifen die Deutschen mit vereinten Kräften an, werden aber zurückgeschlagen. Es folgen zahlreichen Offensivoperationen, die vom Feind bei Tag und bei Nach gestartet werden, aber vergebens. Die davon stammenden Krater bezeugen noch heute die intensiven Gefechte. Die Männer, vom Kommando bis zum einfachen Soldaten hin, sei es im Fort, in den Beobachtungsbunkern oder in Vorposten, haben sich in bewundernswerter Weise verhalten. Obwohl man wusste, dass fast 200 km von der Front entfernt, die Besatzung des Forts nur auf den Tod oder eine mögliche Gefangenschaft hoffen kann.
Abgeschnitten von dem belgischen Oberkommando entnahm Hauptmann DEVOS dem Radio, dass die belgische Armee bereits kapituliert hatte, allerdings nicht wissend, ob diese Kapitulation auch für das Fort gilt. Somit wurde ein Treffen mit dem deutschen Generalleutnant SPANG vereinbart, der ihm den Befehl der Einstellung der Kampfhandlungen bestätigte. Für die Aufgabe von DEVOS war eine ehrenwörtliche, schriftliche und in Deutsch und Französisch verfasste Erklärung von SPANG erforderlich. Diese Schriftstücke sind im Musée Royal de l'Armée in der belgischen Hauptstadt Brüssel (Bruxelles) aufbewahrt.
Das Fort Tancrémont ergab sich einen Tag nach der Kapitulation von Belgien, nachdem der letzte Winkel unseres Landes verteidigt wurde, weit jenseits der Mission, die dem Fort aufgetragen wurde, d.h. sich 3 Tage gegen den anstürmenden Feind zu halten! Entgegen des Kriegsrechtes wurden die Verteidiger des Forts für eine Dauer von 5 Jahren als Gefangene in Schlesien inhaftiert. Sie hatten getreu dem Motto von sechshundert "Franchimontois" gehandelt: "Mieux vaux mourir de franche volonté que du pays perdre la liberté", was übersetzt in etwa "lieber aus freiem Willen sterben als die Freiheit des Vaterlandes zu verlieren".
Personal/Mannschaft im Mai 1940:
Im Fort:
14 Offiziere
47 Unteroffiziere
361 Brigadiere und Soldaten
In den Beobachtungsbunkern außerhalb des Forts:
12 Unteroffiziere
78 Brigadiere und Soldaten