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Am frühen Morgen des 17. Dezembers dringt die 1. SS Panzerdivision mit aufgesessenen Fallschirmjägern von Buchholz (Lanzerath) kommend in das Dorf Honsfeld ein. Zu diesem Zeitpunkt sind noch Amerikaner auf ihren Lastwagen, gepanzerten Fahrzeugen und Jeeps auf dem Rückzug aus Holzheim und den Wäldern vom „Biert“ (zwischen Hünningen und Losheimergraben). Diese motorisierten Kolonnen, die Richtung Norden (Büllingen) und Nordwesten unterwegs waren benutzten‚ Katzenaugen (schmale Tarnscheinwerfer). Sie wurden häufig von einem Soldaten geführt, der mit einer Taschenlampe vorausging.
In den Häusern und besonders im Saal des Ortes, dem damaligen „Erholungs-Camp Maxley“ schliefen noch viele GI’s ahnungslos, da sie den Feind nicht schon hier im Ort erwarteten. Die amerikanische Führung, die von Lanzerath und Buchholz indessen Bescheid bekommen hatte, schickte von Büllingen aus ein Panzerjägerbataillon nach Honsfeld. Aber auch diese Männer waren sich der Schnelligkeit des deutschen Angriffes an diesem Frühmorgen nicht bewusst.
Unbemerkt fuhren die deutschen Panzer in der Dunkelheit innerhalb der amerikanischen Kolonnen bis ins Dorfzentrum. Auf der Gegenseite stand die amerikanische Panzerabwehrdivision in Ruhestellung. Es kommt zu einem kurzen heftigen Gefecht.
Der Befehlsstand der amerikanischen Truppen war überrascht worden und fast kampflos mussten sie aufgeben. Zwei Captains (Hauptmänner) und mehrere Oberleutnants werden von den Deutschen gefangen genommen. Unterdessen durchkämmen die deutschen Fallschirmjäger den Ort. Sie machen reiche Beute an Gefangenen, Material und Verpflegung.
Besonders im Saal werden viele Gefangene gemacht; Vor dem Haus „Spelzen“ werden mehrere Fahrzeuge und Haubitzen erobert.
An der Kreuzung „Am Borren“ kommt es auch zu einem kurzen heftigen Gefecht mit den diese wichtige Kreuzung nach Heppenbach und Büllingen verteidigenden Soldaten der 99. US-Division. Viele ahnungslose US-Soldaten werden aus dem Schlaf gerissen und aus den Häusern getrieben, wobei es vermutlich beim Haus Krütz zu einem schlimmen Vorfall kam, als die gesamte Besatzung des Hauses vor der Milchküche erschossen wurde. (siehe Zeitzeugenaussage von André Schroeder , der hierzu beim Dachauprozess 1946 aussagen musste).
Aber auch auf der Gegenseite soll es zu schlimmen Vergehen gekommen sein. Als es hell wird, gegen 8 Uhr beginnen heftige Gefechte, die auf beiden Seiten viele Opfer fordern. Überall sitzen amerikanische Scharfschützen. Sie schossen auf alles was sich bewegte. So soll unweit der Kreuzung auch ein Scharfschütze von einem Baum aus auf die Sanitäter geschossen haben, die deutlich zu erkennen waren. Mit diesen Scharfschützen ging man bei Gefangennahme auch gnadenlos um, zwei von ihnen sollen vor der Friedhofsmauer hingerichtet worden sein.
Zu den Geschehnissen, besonders beim Haus Krütz, erzählte uns Herr André Schroeder Folgendes:
Ich war damals 16 Jahre und wurde bei der Evakuierung am 5. Oktober dem damaligen Ortsvorsteher August Fickers, der bei „Scheffes“ wohnte, als Gehilfe zur Versorgung (Füttern, Melken....) des Viehs zugeteilt. Zu Beginn waren wir nur zu 6 Mann, nach 14 Tagen durften aber einige Erwachsene von Malmedy zurückkommen. Ich wohnte damals bei „Scheffes“. Wir bemerkten beim Beschuss am 16. Dezember zwar, dass die Amerikaner nervös wurden und auch viele Truppenbewegungen, besonders am Abend und in der Nacht zum 17. Dezember. Wir waren aber alle erstaunt und nur wenig erfreut, als wir an jenem Sonntagmorgen die deutschen Panzer und Soldaten in unserem Dorf sahen. Morgens beim Frühstück, als wir den Deutschen Kaffee schütteten, bekam ich dann eine heftige Diskussion zwischen zwei Soldaten mit. Ein junger SS-Soldat brüstete sich, dass sie bei einem Haus am Dorfausgang die Amis aus den Federn geworfen und an die Wand gestellt hätten. Der andere deutsche Soldat war mit diesem Vorgehen nicht einverstanden.
Am Nachmittag, als die Gefechte sich beruhigten, ging ich dann meinen Stalldienst machen. Zuerst erschrak ich über die Toten, die auf dem Weg beim Borren lagen. Als ich bei Krütz in den Stall wollte, sah ich vor der Milchküche und dem Backes eine Reihe amerikanischer Soldaten liegen. Ich sah, dass es die „Hausbesetzer“ waren. Ich kannte sie gut, denn an den Vortagen hatten sie mir öfters Schokolade und Süßigkeiten gegeben. Damit bestätigten sich für mich die Aussagen des jungen deutschen Soldaten. Die Soldaten taten mir sehr leid, aber ich hatte Angst ihnen näher zu treten. Beim Beschuss in den nächsten Tagen ist eine Granate in diesen Totenhaufen gefallen. Einer ist bis auf die Dachspitze des Hauses geflogen. Beim Tauwetter ist er später abgerutscht und in der Dachrinne hängen geblieben. Dort hing er bis Ende Januar oder Anfang Februar.
Als der Krieg zu Ende war stellten die Amerikaner Nachforschungen an, was damals hier im Dorf geschehen war. Als sie den Dorfvorsteher Herrn Fickers zu den Vorfällen am Haus Krütz befragten, sagte dieser: „Da müssen Sie diesen Jungen hier befragen, der hat alles mit bekommen.“ So kam es, dass ich zu diesem Geschehen auch beim „Dachau-Prozess“ aussagen musste. Der Prozess bei dem es vor allem um den Umgang der Deutschen mit Gefangenen bei der Ardennenoffensive, aber besonders um die traurigen Ereignisse von Baugnezan diesem 17. Dezember ging, fand im Konzentrationslagerstatt. Ich wurde vom Friedensrichter Herrn Maurice Heuschen aus Malmedy begleitet, da ich ja noch minderjährig war. Ich weilte 3 Wochen in München und musste etwa 15 Minuten als Zeuge aussagen. Ich bekam heftiges Heimweh und so kam es, dass Herr Heuschen meine Heimreise durchsetzte. Ich wurde von 2 amerikanischen Soldaten in einem großen amerikanischen Wagen nach Hause gebracht.“
An dieser Stelle möchte ich mich für die freundliche Genehmigung zwecks Nutzung der obigen Texte und Bilder bei Herrn Fredy Keller, dem Schulleiter des Schulzentrums Büllingen-Honsfeld-Hünningen-Mürringen und ganz besonders bei den Schülerinnen und Schülern des 5. und 6. Schuljahres der Gemeindeschule Honsfeld, die diese Texte verfasst haben, bedanken!
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Nachdem ich von Roger Foehringer Jr. auf Grund meines Beitrages zur Gedenktafel Honsfeld kontaktiert wurde freue ich mich, Ihnen die nachstehend Informationen aus erster Hand nicht länger vorzuenthalten :D - Thanks a lot for this informations Mister Roger Foehringer Jr.!!!
Sein Vater, also Roger FOEHRINGER, war einer der Veteranen des 2. Weltkrieges, die in unserer Gegend bzw. den Ardennen während der Ardennenoffensive (Battle of the Bulge) für unsere Freiheit gekämpft haben. Er ist ausserdem einer der Soldaten, die über die von der SS geschundenen Körper der am Dorfbrunnen in Honsfeld ermordeten GI´s gehen mussten.
Roger Foehringer war der 924. Field Artillery der 99. Div.Service-Batterie zugeteilt. Er war in der Nacht vom 16. Dezember 1944 um 2.00 Uhr in Büllingen (Belgien) auf Wache. Am 17. Dezember 1944 kam ein M8 Spähwagen brüllend aus dem Südosten über das Feld. Der Spähwagen war mit einer Kavallerie-Einheit unterwegs und kam, um sie zu warnen. "Die ganze verdammte Deutsche Armee ist gerade unten auf der Straße!"
Roger Föhringer setzte seinen Wachdienst fort und hielt den Posten. Um 4.00 Uhr ging er zurück ins Haus, um zu schlafen. Um 6.00 Uhr weckte ihn dann ein "Warrant Officer" und sagte ihm und Pfc. Preston Davis, dass sie eine Kiste Granaten rauf zur Straße bringen sollen, wo eine 50cal. von einem ihrer LKW installiert wurde. Allerdings kamen die beiden nicht so weit, da ein Panzer bzw. ein PANTHER über einen kleinen Anstieg der Straße auftauchte und sie überraschte. Foehringer sprang über die Hecke auf der linken Seite und blieb dort im Schnee liegen, während das vordere Maschinengewehr des Panthers auf sie feuerte. Als der Panzer dann endlich an Ihnen vorbeifuhr rannte er zurück zum Haus, um die anderen zu warnen, doch es war bereits zu spät!
Er und ein anderer Private First Class (pfc) fanden eine Panzerfaust und feuerten zweimal auf den Panzer, verfehlten diesen aber und trafen das Haus auf der anderen Seite der Straße. Danach begaben sie sich in den zweiten Stock des Hauses und schossen auf eine Reihe von deutschen Infanteristen, die durch ein verschneites Feld auf sie zukamen. Die Amerikaner waren zu diesem Zeitpunkt bereits umzingelt und so gingen sie in den Keller, in dem sich bereits 3 ihrer Köche versteckten. Die 1. SS-Panzergrenadiere nahmen sie schließlich gefangen, stahlen ihre Uhren, die Taschen usw. und führten sie dann in Richtung Honsfeld (Belgien) ab. Dort ließen sie die Gefangenen über die geschundenen Körper der amerikanischen Soldaten gehen, die vorher überrollt und somit zerschmettert waren!
Roger Foehringer erinnerte sich noch gut an den Brunnen in Honsfeld und an die eingefrorenen Körper der Soldaten, sowohl Deutsche wie auch Amerikaner, die an der Stelle (der anderen Straßenseite am Friedhof) an der sie getötet wurden erstarrt waren. Dies war der Beginn seiner Erfahrungen als Kriegsgefangener (prisoner of war - POW).
Mehr über HONSFELD könnt ihr auf der Seite von Etienne COLLAS finden - siehe HIER
Bildnachweis: Kriegsschicksale 1944-1945, Beiträge zur Chronik der Ardennen-Offensive zwischen Venn und Schneifel, herausgegeben vom Geschichtsverein "Zwischen Venn und Schneifel"