Hauptmenü:
In unserer lokalen Zeitung, dem GRENZ-ECHO erschien am 29. August 2007 ein Artikel, der das Westwallzentrum Eifel vorstellte und eine Führung durch den Westwall anwarb. Mein Kollege bzw. Kamerad und ich waren direkt Feuer und Flamme, da der Treffpunkt DAHLEMER BINZ nicht allzu weit entfernt ist und wir in direkter Nähe bzw. am Grenzübergang "Köpfchen" noch heute den Westwall vorfinden können. Somit war eine Besichtigung des Westwalls in der deutschen Eifel bzw. die Veranschaulichung des Querschnitts des Walls für uns von größtem Interesse.
Das kuriose bei dieser Tour am 8. September 2007 war, dass ich die damalige Adresse in mein neues Navi eingegeben habe und wir irrtümlicherweise bzw. eigentlich fehlgeleitet auf die Gruppe um Herrn Peter DRESPA, der die militärhistorischen Touren und Exkursionen anbietet und durchführt, trafen. Das war dann aber auch unser großes Glück wie wir später feststellen konnten. Tja, wir waren natürlich nicht angemeldet und wußten auch nicht, dass diese Tour (die Tour 1 = große Tour) kostenpflichtig ist. Aber Herr Drespa hat uns kurz informiert, dass die kostenlose Führung etwas weiter weg durchgeführt wird, die Führung aber nicht so interessant ist :-)
Kurzentschlossen zahlten wir dann auch den Preis für diese große Tour (18,00 €) und schlossen uns dieser knapp 10-köpfigen Gruppe an, wurden mit einem Bauhelm ausgestattet und zogen die Gummistiefel an. Somit kamen wir in den Genuss an einer der ersten Westwallführungen mit Herrn Drespa teilzunehmen, ein wahres Highlight fand ich. Westwall-Zentrum Eifel nennt sich das Projekt von Peter DRESPA aus Dahlem (D), das einige Bunker der Luftverteidigungszone (LVZ) West bei Schmidtheim umfasst.
Die große Tour umfasst die Besichtigung von 10 intakten Anlagen, wodurch wir als Besucher einen kompletten Querschnitt durch den Westwall genießen konnten.
Nachdem die Formalitäten auf dem Parkplatz erledigt waren ging die Führung los und Herr Drespa brachte uns zur ersten Anlage, die uns im Zuge der Führung vorgestellt werden sollte. Es handelt sich um einen Leitstand der LVZ West bei Schmidtheim, der leider gesprengt wurde. Auf den Fotos ist ersichtlich, dass sich die komplette Decke des Bunkers gedreht hat. Herr Drespa erklärt hierzu, dass die Bunker anfangs mit viel Aufwand bzw. großen Mengen Sprengstoff gesprengt wurden. Nach einiger Zeit kamen die Pioniere auf die Idee, die Bunker mit Wasser zu füllen und dann zu sprengen. Durch das Wasser baute sich ein viel größerer Druck auf, das Resultat kann auf den Fotos begutachtet werden. Viele heimische Tiere, darunter Fledermäuse, Füchse, Dachse usw. haben die Trümmer der Bunker als Lebensraum entdeckt.
Vom Leitstand im Waldstück gings dann weiter die Straße lang. Dann auf der anderen Straßenseite wieder in ein Waldstück rein bis hin zu einer Kommandogerätestellung bzw. einem Kommandostand einer Flakstellung. Hierbei kann festgehalten werden, dass Kommando- bzw. Rechengeräte im 2. Weltkrieg bei der deutschen Flakartillerie zur Perfektion entwickelt wurden.
Von der Konstruktion her handelt es sich um sogenannte "Kurvengetriebe", in denen Kurvenkörper die Kurven der dem Zweck zugrundeliegenden mathematischen Funktionen abbilden, wobei Horizontalwinkel, Vertikalwinkel und Entfernung (XYZ-Koordinaten) laufend erfasst und mechanisch umgerechnet werden. Diese Werte wurden dann elektrisch an die Geschütze übermittelt, die von Hand mit Hilfe der "Nullsichtgeräte" gerichtet wurden. Für mich persönlich sehr beeindruckend, dass die Technik damals schon soweit vorangeschritten war.
Auf dem Weg zur Anlage 4 liegt am Wegesrand ein sogenannter Kabelbrunnen des Westwall-Telefonnetzes. In diesen Kabelbrunnen liegen geschützt die verschiedenen Kabel des Festungsfestnetzanschlusses, damit die Kommunikation unter den verschiedenen Posten und Anlagen auch bei Angriffen gewährleistet bleibt. Diese vorgefertigten Bunker wurden alle 500-800m in das Telefonnetz des Westwalls eingebaut. Zur Not fand auch 1 Soldat darin bei leichtem Artilleriebeschuss Schutz.
Am Kabelbrunnen vorbei gelangt unserer Gruppe zu einer 8,8 cm Flakstellung im Vollausbau. Das kuriose ist, dass während der Erklärungen von Herrn Drespa immer wieder kleine Sportflugzeuge über unserer Köpfe hinweg den Flugplatz ansteuern. Wir bekommen erklärt, dass dieser Geschützstand Bestandteil der Luftverteidigungszone (LVZ) Schmidtheim war und Vollausbau die Konstuktion bzw. Ausführung in Beton bedeutet. Bei der genutzten Flugabwehrkanone handelte es sich um eine FLAK 18.
Bei den Nischen, die auf den Fotos gut zu sehen sind handelt es sich um den Schutz für empfindliches Material wie die Optiken und Funkgeräte und die Bereitschaftsmunition. Außerdem gibt es 2 Notunterstände für die Flakbedienung.
Unter der Flakstellung ist ein Wasserbunker bzw. -behälter angelegt, der der Wasserversorgung in der Luftverteidigungszone Schmidtheim diente, die von großer Bedeutung war. Der Behälter fasst insgesamt 39 m³ Wasser, das durch ein Wasserleitungssystem für die Versorgung in die Unterstände /Mannschaftsbunker und den Leitstand gepumpt wird. Die Bewohner von Schmidtheim nutzten diese Anlage auch nach dem Krieg bis in die 70er Jahre.
Von den Eindrücken der ersten 5 Anlagen der Luftverteidigungszone Schmidtheim noch befangen, ging es dann per Auto weiter. Gegenüber vom ursprünglichen Treffpunkt, dem Parkplatz Dahlemer Binz, ging es in eine kleine Straße bis zu einem Bauernhof. Dort angekommen erblickten wir einen kleinen und eigentlich unauffälligen Schuppen.
Nach näherer Betrachtung und Einlass ins Innere konnten wir uns davon überzeugen, dass es sich hierbei um eine als Schuppen getarnte Pumpstation zwecks Wasserversorgung handelt.