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Da ich am Montag, dem 26. September 2011 einen freien Tag verbuchen konnte, organisierte mein Freund Marcel Vaessen, der sich übrigens mit vollem Einsatz um die Denkmäler in Lanzerath (B) – zum einen das „Bouck-Denkmal“ und zum anderen das Denkmal zu Ehren von 2nd Lt. Wilton G. Erickson – kümmert. Nachdem Marcel die Bestätigung des Besuchs des „Truschbaum Museums“ in Elsenborn mitteilte, machten wir das Datum natürlich sofort fest und ich habe mich sehr darauf gefreut, da ich etliche Male vorhatte, dieses Museum zu besichtigen (Fotos folgen in der Rubrik Museen). Vorab kann ich bemerken, dass das Museum ausschließlich in der Woche und zu bestimmten Zeiten bzw. nach Reservierung zugänglich ist. Es befindet sich auf dem Gelände des Camps Elsenborn. Zusätzliche Infos hierüber könnt ihr auf der Seite http://www.mil.be/elsenborn/ erhalten.
Wie üblich habe ich meinen Kumpel Roger kontaktiert, ob er nicht auch Lust hat, das Museum zu besichtigen, was er natürlich nicht ablehnen konnte. Treffpunkt war schließlich um 10.30 Uhr am Eingang des Forts. Nach einem kleinen Intermezzo mit dem Wachposten hat Marcel dann den Zugang zum Camp klargemacht ;-) Vor dem Eingang des Museums wartete dann auch schon Axel Löfgen, der uns das Museum bis ins Detail erklären sollte. Meine Aufmerksamkeit wurde direkt von einem Stück des Westwalls, der sogenannten "Drachenzähne“ erweckt. Ein Amerikaner hat damals eine Genehmigung erhalten, ein Stück des originalen Westwalls auszubrechen und nach Amerika zu verschiffen. Ein kleiner Teil wurde dem Truschbaum Museum zur Verfügung gestellt und veranschaulicht seitdem den imposanten Aufbau dieses Bauwerkes. Außerdem befinden sich im Eingangsbereich noch eine amerikanische sowie eine deutsche Panzerabwehrkanone (PAK 40).
Nach einigen einleitenden Worten traten wir dann in das Museum ein. Ein erster Bereich beschäftigt sich mit der damals noch preußischen Zeit. In diesem Raum erklärte uns Axel Löfgen anhand eines Modells die Lage und die Dimensionen des Lagers bzw. Camp Elsenborn. Mir waren die Ausmaße des Geländes nicht bekannt und von der Straße kann nur ein Bruchteil erahnt werden. Weiter ging es mit der Galerie der ehemaligen Lagerkommandanten und einigen Fotos, die das Lager zur preußischen Zeit zeigten. Dann kam, meiner Meinung nach, ein Highlight des Museums. Ein Teil eines Laufgrabens (Luxusvariante mit Überdachung, trocken usw.) aus dem Ersten Weltkrieg ist dort rekonstruiert und so kann sich der Besucher des Museums einen Eindruck über die damalige Bauweise eines solchen Grabens verschaffen. Im Inneren des Ganges, der mit Holzbrettern am Boden ausgelegt war, konnten wir dann auch hinter einem MG durch den Schlitz auf das "Hohe Venn" (gemaltes Bild im Großformat) blicken.
Im Anschluss an diesen Schützengraben folgen dann ein paar Schaukästen mit Objekten aus der preußischen Zeit sowie der Zeit des Ersten Weltkrieges. Alex erläuterte uns die Funktion der sogenannten Pickelhauben. In der Tag hatte allerdings nicht alle Hauben auch einen "Pickel" bzw. eine Spitze, sondern es gab auch Kugeln auf den Hauben. Die konisch geformten Spitzen dienten der Abwehr von Hieben mit Säbeln von der Kavallerie z.B. von Oben auf den Kopf. Durch die Form der Spitze wurde der Hieb zur Seite des Helmes und somit auch vom Kopf des Soldaten weg abgeleitet. Die Kugel auf der Haube war für die Soldaten gedacht, die z.B. Munition oder Kisten näher bringen mussten und beim Bücken bzw. beim späteren Wiederaufrichten die Gefahr bargen, dass sie mit einer Spitze auf der Haube andere Personen verletzt hätten. Das war mir bis dahin auch nicht bekannt, klingt aber logisch ;-)
Weiter ging's zum riesigen Panorama der Landschaft des "Hohen Venn", in die das Camp Elsenborn seit jeher eingebettet ist. Ein Künstler hat dieses Werk in Handarbeit über eine längere Zeit erstellt. Die Landschaft bot schon damals ideale Voraussetzungen für Artillerie, Infanterie und Kavallerie. Vor diesem Panorama steht ein älteres Artilleriegeschütz und links daneben ist ein damaliges Wachhaus entlang der Bahnlinie rekonstruiert. Wachposten halten die Gleisanlage, über die der Feind anrücken könnte, im Auge. Nachdem wir die damalige Schulklasse des Camp Elsenborn sowie das Modell der Aufklärungsdrohne begutachtet haben geht es weiter durch das Museum bis zu einem Platz, an dem vor einem Café eine deutsche PAK steht. Davor sieht der Besucher noch die Reste eines US-Jeeps, der von einem Geschoss dieser PAK getroffen wurde. Der hintere Teil des Museums umfasst mehrere solcher nachgestellten Szenen. So u.a. auch das Innenleben eines Bunkers am Westwall, die US-Truppen im Schnee, die diesen Bunker erobern wollen, ein MG-Nest der Amis, ein Haus, in dem ein verletzter GI verwundet wird usw.
Zum Abschluss unserer Tour durch das Museum werden wir von Axel Löfgen in die unteren Räumlichkeiten des Museums geführt. In diesem Bereich befindet sich ein Naturkundemuseum, da sich auf dem Gelände des Camps zahlreiche Wildarten zu Hause fühlen.
Im Anschluss an den Besuch des Museums hat Marcel ein Essen im Offizierskasino des Lagers organisiert. Dieses Angebot nahmen wir natürlich gerne in Anspruch und so machten wir uns mit Axel und Marcel auf den Weg. Für mich war es was ganz Besonderes, in solch einem Rahmen zu essen. Im Gedanken konnten wir uns die preußischen Zeiten vorstellen ;-) Zu unserer Verwunderung war das Essen sehr günstig und so ließen wir es uns bei Pastetchen und Reis mit Salat munden. Danach noch einen Kaffe mit Waffel, was will man mehr. Danach verabschiedeten wir uns von Alex Löfgen, der wirklich einen tollen Job gemacht hat. Die Führung durch das Museum war 1A und sehr interessant. Ich kann dieses Museum nur empfehlen!
Zu der Seite über das Truschbaum-Museum gelangt ihr HIER
Mit Marcel verließen wir dann das Lager und fuhren über den Losheimer Graben in Richtung Lanzerath, um dort das „Bouck-Denkmal“ sowie das Denkmal für 2nd Lt. Wilton G. Erickson, der mit seinem Jagdflugzeug über Lanzerath in den Ensebach gestürzt bzw. zerschellt ist. Da Marcel der Fachmann für das Denkmal zu Ehren von Lyle Bouck und seinen Männern ist, war es mir eine besondere Ehre die Informationen von ihm persönlich zu erhalten. Vielen Dank an dieser Stelle Marcel ;-) Roger, Marcel und ich gingen dann zum Denkmal hinauf, wo uns Marcel dann die damaligen Angriffspläne der Deutschen veranschaulichte.
Die deutschen Soldaten kamen die Straße von Lanzerath in Richtung Losheimer Graben hinauf und wurden dann von den Männern (15 an der Zahl) der Gruppe um Lyle Bouck unter Feuer genommen. Bouck und seine Männer lagen in dem Waldstück in unmittelbarer Nähe des heutigen Denkmals. Getarnt durch den Schnee über ihren Stellungen konnten die GI’s die Deutschen aus ihren „Foxholes“ angreifen. Die überraschten Deutschen versuchten dann in insgesamt 3 oder 4 Angriffswellen, die Stellung zu erobern, erlitten allerdings schwere Verluste, bis sie über die Flanken in die Stellungen einfallen konnten. Alle Männer wurden gefangengenommen, wobei ein Todesopfer zu beklagen war. Wir gingen dann über die Wiese mit Marcel zu dem Waldstück, um die Stellungslöcher zu begutachten. Von dort oben hat man eine gute Übersicht auf die Straße und die Wiesen.
Es sind heute noch 5 bis 6 der Stellungslöcher zu sehen und es ist nur schwer vorstellbar, mit welchem Kampfeswillen die Gruppe Bouck’s die Stellung gehalten hat. Nach einiger Zeit verließen wir dann den Ort des Geschehens in Richtung Auto und fuhren ein paar Meter ins Dorfzentrum, wo wir unser Auto kurz parkten. Marcel zeigte uns das damalige Café, in dem die in Gefangenschaft geratenen GI’s untergebracht waren und die Nacht verbrachten. Die Gruppe um Lyle Bouck wurde dann auch Zeuge eines wutentbrannten Joachim Peiper, der sich über den Stillstand der eigentlich geplanten Angriffsbewegung beklagte. Das Gebäude nennt sich heute „De Heksenketel“.
Mit meinem Auto ging es dann in Richtung des Denkmals für 2nd Lt. Wilton G. Erickson, das sich knapp 1km von der Hauptstraße entfernt befindet. Eigentlich ist der Weg als Wanderweg ausgeschildert, aber zum Glück ist mein Toyota Yaris ja mit einer guten Bodenfreiheit ausgestattet. Nach einigen Metern der Fahrt haben wir das Auto dann aber doch abgestellt, da das letzte Stück des Weges hinab zum Ensebach sehr steil und holprig ist. Auf den letzten Metern zum Denkmal zeigte uns Marcel noch die Flugrichtung des Jagd-flugzeuges von 2nd Lt. Wilton G. Erickson, das von einer Flak getroffen über die Wiesen hinweg in das Bachbett des Ensebaches stürzte. Die Feldgendarmerie wollte damals nur den Tod des Piloten feststellen und legte den Fall dann zu den Akten. Lange Zeit tat sich in dieser Angelegenheit nichts mehr, bis ein Team in Lanzerath auftauchte und Grabungen durchführte.
Nach mehreren Tagen fanden die Beteiligten dann schließlich ein paar Teile des zerschellten Jagdflugzeuges und ein Amulett des Piloten, 2nd Lt. Wilton G. Erickson. Die vorher recherchierten Unterlagen sowie die Fundstücke wurden dann der Behörde mit Sitz auf Hawaii zur Identifizierung und Bestätigung der Person von Erickson übermittelt. Nach dieser Bestätigung wurde dann auch das heutige Denkmal errichtet und unter Anteilnahme der Familie und den Dorfbewohnern Lanzerath’s eingeweiht.
Im Anschluss hieran begaben wir uns dann wieder zurück zum Auto und fuhren den Weg zum Parkplatz an der Hauptstraße zurück. Wir verabschiedeten uns dann von Marcel, der uns einen tollen Tag bereitet hat und fuhren in Richtung Heimat.
Vielen Dank für das Aufbringen deiner kostbaren Zeit und deine tollen Hintergrundinformationen Marcel ;-)
Zum Denkmal für 2nd Lt. Wilton G. Erickson gelangt ihr HIER