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Am 16. August 2009 beschlossen ein guter Freund und ich gemeinsam das Fort Aubin-Neufchâteau zu besichtigen, da dieses ja nur einmal im Monat bzw. jeweils am 3ten Sonntag eines Monats für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Das Fort wurde meinerseits zwar bereits im Jahr 2002 besichtigt, aber damals habe ich lediglich 10 Fotos geschossen, was ich nun nachgeholt habe. Die Führung begann pünktlich um 14.00 Uhr und wir konnten uns einer französischsprachigen Gruppe anschließen, da wir im Grenzgebiet wohnend ja mindestens zweisprachig sind. Zuerst wurde das so genannte „Dach“ des Forts besichtigt, auf dem als markantester Punkt die PAK auf dem Block 3 ins Auge fällt. Diese ist laut Führer allerdings erst später dort platziert worden und außerdem französischer Produktion.
Weiter ging es durch das Gestrüpp und durch einige Häufchen „Kaninchenhinterlassenschaften“ in Richtung des MÖRSERBLOCKS. Von hieraus und somit im Schutze der Stahlbetondecke über ihnen verschossen die Soldaten des Forts im 45 Grad-Winkel ihre Mörser auf die Aggressoren. Sichtbar sind zudem noch einige Lüftungsschächte und Kaminabzüge. Im Anschluss an die kurze Erkundung des Daches des Forts ging es dann in Richtung des Haupteingangs zu Friedenszeiten, dem Block B3.
Links und rechts des Hofes vor dem Eingangsbereich können die Gräben eingesehen werden, die zu den Blöcken B1 und B2, gedeckt durch die doppelten Grabenstreiche C1 und C2. Faszinierend ist zudem die große Beschädigung des Blocks B3. Bevor wir dann ins Innere des Forts gingen versuchte sich noch ein Besucher mit allen Mitteln bzw. mit seinem Auto durch den Zugangstunnel zu zwängen, was natürlich einige Schaulustige anlockte, u.a. uns – siehe Foto.
Nach dieser Belustigung wandten wir uns dem eigentlichen Ziel unserer Anreise zu, der Besichtigung des Forts.
Der Eingangsbereich sah schon sehr wüst aus, überall Kampfspuren und rausklaffende Armierungsteile. Nach Überquerung der so genannten Schiebbrücke und Begutachtung eines Flugzeugmotors sowie einiger Karten bzw. Querschnitte der verschiedenen Ebene des Forts geht es über mehr als 160 Stufen runter ins Fort hinein, wobei die verschiedenen Blocks durch kilometerlange Gänge vernetzt sind. Das Klima ist natürlich sehr feucht in den Gängen und Räumlichkeiten, wobei die Temperatur so um die 12 ° liegen dürfte.
Mein Freund hatte glücklicherweise eine LED-Taschenlampe dabei, was die Einsicht in die vom Führer links liegen gelassenen Räume für uns erleichterte. Markiert sind die verschiedenen Gänge durch Hinweisschilder (z.B. Galerie Leopold III), die die jeweilige Richtung angeben. Zudem sind die Gänge mit MG-Scharten bzw. Einschartenstände gegen Eindringlinge ausgestattet, wobei zusätzlich Sprengfallen und Auswurfsrohre für Granaten integriert wurden.
Alle Räumlichkeiten sind mit über dem Türrahmen angebrachten Schildern gekennzeichnet, so z.B. Munitionslager, Offiziersmesse, Latrinen und Duschen, Werkstatt, Maschinenraum usw. Unten in einer der düsteren Galerien stehend schweifen unsere Blicke dem Strahl der Taschenlampe, der die Treppe hinauf zum Mörserblock freigibt, hinterher.
Die Treppen hinauf scheinen endlos zu sein und dort wo wir stehen wurden seinerzeit die Mörsermunition per Aufzug hochgeliefert. Der Führer bemerkt hierbei, dass die Zünder aus Sicherheitsgründen immer separat gelagert wurden, um die Explosionsgefahr zu bannen.
Nun geht’s vorbei an den Truppenlatrinen, den Mannschaftsunterkünften, dem Funkraum, in dem auch der Antennenschacht zu finden ist und rein in die Duschräume, die unseres Erachtens bereits damals nicht schlecht ausgestattet waren. In der Offiziersmesse angekommen fallen den Anwesenden die Wandmalereien auf, die die Atmosphäre unter Tage wahrscheinlich durch die Farben etwas aufheitern sollten.
In der Kapelle bzw. dem Pfarrerzimmer wurden ebenfalls Wandmalereien verewigt. Hier sieht man auf einer Wand einen Skelett, der ein MG bedient und auf der anderen Seite des Raums eine gemalte Tafel mit den Namen der Gefallenen Lescrenier, Louys, Demain, Nyssen, Schmetz, Straetmans und Denis. Nach der Begehung der Leichenhalle war die Stimmung natürlich etwas gedrückt.
In den Bereitschaftsräumen, die wir nach der Besichtigung des Maschinenraums sowie der Werkstätten einsehen, sind noch die originalen Betten vorhanden, was sehr selten ist. Na ja bequem waren die Teile sicherlich nicht, aber es sollte ja auch nicht ein Tiefschlaf gefördert werden, sondern Bereitschaft.
Zu bemerken ist noch, dass die verschiedenen Bereiche allesamt mit Telefonkabeln verbunden waren. Überreste dieser Anlagen finden wir fast in jedem Gang. Ein weiteres Highlight sind dann auch die übrig gebliebenen Röchlinggranaten, die nach der Eroberung des Forts von den deutschen Besatzern zu Testzwecken auf das Fort abgefeuert wurden und die Stahlbetondecken durchschlugen. Eine Granate steckt mitten im Boden eines Ganges, die andere seitlich in einer Mauer und die dritte Granate hat zudem den Boden durchschlagen und steckt unter einem Gitter geschützt im Beton.
Die unteren Ebenen des Forts verlassen wir nun und steigen die zahlreichen Treppen wieder hinauf. Bevor es zum Ausgang geht passieren wir den Entgiftungsraum, in dem die Soldaten bei einem Gasangriff ihre Kleidung abgeben, sich duschen und dann evakuiert werden sollten. Als Schutz gegen die im ersten Weltkrieg eingesetzten Giftgase wurden wie in den anderen Forts Holzbalken mit Sandsäcken bzw. Gasschleusen hinter den Panzertüren installiert. Ein Teil des Sandes liegt immer noch in den dafür vorgesehenen Nischen.
Nachdem wir den Kriegszeitenausgang passiert haben sehen wir nach knapp 2 Stunden mal wieder das Tageslicht. Langsam können wir uns vorstellen was es bedeutet über mehrere Tage in einem Fort auszuharren und dies dann noch unter feindlichem Beschuss. Vor dem Ausgang befinden sich dann noch einige Sperren, die wir natürlich gerne fotografisch festhalten. Als Abschluss der Besichtigung bietet der Führer uns eine Besichtigung des dazugehörigen Museums, das in der Schule des Ortes untergebracht ist, an. Das Museum war für mich persönlich im Vergleich zum Remember Museum Thimister nicht so interessant, spiegelte aber die damalige Situation des Forts und den heldenhaften Widerstand der Besatzung sehr gut anhand von persönlichen Gegenständen und Zeichnungen wieder.
Somit ist diese Erkundungstour für uns beide fast abgeschlossen und so halten wir noch ein kleines Schwätzchen mit dem Führer, der uns dann auch gleich als deutschsprachige Führer anwerben wollte. Wir verabschieden uns von der Gruppe und statten dem vor dem Fort gelegenen Denkmal einen Besuch ab, bzw. schießen ein paar Fotos. Auf unserem Rückweg erblicken unsere Augen noch einen Bunker in vorgelagerter Position zum Fort bzw. am Rande eines Feldes, woraufhin wir uns gleich aufmachen, diesen zum krönenden Abschluss kurz einzusehen. Glücklicherweise ist der Bunker offen und nicht vermauert. Viel gibt es allerdings nicht zu sehen. Die Scharte wurde verschlossen und in der Mitte des Raumes steht eine große Holzkiste. Schnell noch ein paar Fotos und dann treten wir die Rückfahrt mit schönen Eindrücken und Bildern im Gepäck an. So ging mal wieder eine wunderbare Erlebnistour zu Ende – bis zur nächsten Tour!