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geschicht. Hintergrund
Polenfeldzug - Überfall auf Polen - Septemberkampagne - Verteidigungskrieg von 1939 - Blitzkrieg

Angriffskrieg wird in Deutschland oft als Überfall auf Polen, in Polen als Septemberkampagne (Kampania wrześniowa) oder Verteidi-gungskrieg von 1939 (Wojna obronna 1939 roku) bezeichnet. Er begann am 1. September 1939 ohne vorherige Kriegserklärung mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen und endete am 6. Oktober mit der Kapitulation der letzten polnischen Feldtruppen, nicht jedoch der ins Exil geflohenen polnischen Regierung. Am 3. September 1939 erklärten Frankreich und Großbritannien im Rahmen ihrer Beistandsverträge mit Polen Deutschland den Krieg. Sie eröffneten aber nur minimale militärische Aktivitäten, die Polen keine reale Entlastung brachten. Gemäß dem geheimen Zusatzprotokoll zum Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom 24. August 1939 marschierte am 17. September auch die Rote Armee in Ostpolen ein. Diese sowjetische Besetzung Ostpolens wird manchmal in den Begriff „Polenfeldzug“ eingeschlossen. Im Kriegsverlauf und unter der deutschen Besetzung Polens 1939–1945 verübten Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD und Wehrmachtsangehörige teils planmäßig, teils spontan Massenmorde an polnischen Intellektuellen, Priestern, Gewerkschaftern, Adligen und Juden. Dies gilt als der „Auftakt zum Vernichtungskrieg“, wie er zwei Jahre darauf im Krieg gegen die Sowjetunion geführt wurde, und zum Holocaust.

Deutsch-polnische Spannungen (1919–1933)

Die souveräne Zweite Polnische Republik wurde am 11. November 1918 neu gegründet. Sie gehörte für die Siegermächte des Ersten Weltkriegs zum osteuropäischen Cordon Sanitaire, der Westeuropa vor der Sowjetunion schützen und auch mögliche neue Großmacht-ambitionen Deutschlands eindämmen sollte. Der Versailler Vertrag schlug Westpreußen mitsamt des multiethnischen Territoriums des Korridors Polen zu und trennte damit Ostpreußen vom übrigen Reichsgebiet. Danzig wurde als Freie Stadt mit einem polnischen Freihafen aus Deutschland ausgegliedert und unter die Kontrolle des Völkerbunds gestellt. Für die ethnischen Minderheiten in Polen – vor allem Ukrainer, Juden, Weißrussen und Deutsche – waren Sonderrechte vorgesehen. Mit den im Versailler Vertrag festgelegten Grenzen war weder die polnische noch die deutsche Seite einverstanden. Polen erweiterte sein Staatsgebiet nach Osten über die in den Pariser Friedensverhandlungen vorgeschlagene Grenze (Curzon-Linie) hinaus zu Lasten Litauens und Sowjetrusslands im Polnisch-Sowjetischen Krieg. Der genaue Grenzverlauf zwischen Deutschland und Polen wurde erst nach bürgerkriegsartigen Aufständen in Oberschlesien im Juli 1921 festgelegt und blieb weiterhin ständiger Streitpunkt.

Alle Regierungen der Weimarer Republik strebten im Sinne großer Bevölkerungsteile eine Revision der Ostgrenzen an, um die 1919 verlorenen Gebiete zurückzugewinnen (Vertragsrevisionismus). So garantierte der Vertrag von Locarno 1925 zwar die neue deutsche Westgrenze, doch eine ähnliche Regelung für die Ostgrenzen lehnte Gustav Stresemann ab. Stattdessen leitete die Reichsregierung einen ergebnislosen Zollkrieg gegen die polnische Wirtschaft ein. Gleichzeitig näherte sie sich 1922 mit dem Vertrag von Rapallo und dem Berliner Vertrag 1926 politisch der UdSSR an, mit der sie auch militärisch zusammenarbeitete, um Versailler Beschränkungen zu umgehen. Die polnische Regierung hatte eine ebenso unnachgiebige Haltung in den Grenzfragen und versuchte, Polen zu einer Führungsmacht in Ostmitteleuropa zu machen, von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Unter
Józef Piłsudski, dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte, der seit 1918 der eigentliche Machthaber war, schloss das Land am 25. Juli 1932 schließlich einen Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion, um zunächst die 1921 erfolgte Grenzziehung abzusichern.

Alle Regierungen der Weimarer Republik strebten im Sinne großer Bevölkerungsteile eine Revision der Ostgrenzen an, um die 1919 verlorenen Gebiete zurückzugewinnen (Vertragsrevisionismus). So garantierte der Vertrag von Locarno 1925 zwar die neue deutsche Westgrenze, doch eine ähnliche Regelung für die Ostgrenzen lehnte Gustav Stresemann ab. Stattdessen leitete die Reichsregierung einen ergebnislosen Zollkrieg gegen die polnische Wirtschaft ein. Gleichzeitig näherte sie sich 1922 mit dem Vertrag von Rapallo und dem Berliner Vertrag 1926 politisch der UdSSR an, mit der sie auch militärisch zusammenarbeitete, um Versailler Beschränkungen zu umgehen. Die polnische Regierung hatte eine ebenso unnachgiebige Haltung in den Grenzfragen und versuchte, Polen zu einer Führungsmacht in Ostmitteleuropa zu machen, von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Unter Józef Piłsudski, dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte, der seit 1918 der eigentliche Machthaber war, schloss das Land am 25. Juli 1932 schließlich einen Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion, um zunächst die 1921 erfolgte Grenzziehung abzusichern.

Kursänderungen nach Hitlers Amtsantritt

Die NSDAP gehörte seit 1919 zu den schärfsten Gegnern des Versailler Vertrages. Adolf Hitler erklärte zudem die Gewinnung von "Lebensraum im Osten" in Mein Kampf zum für ihn entscheidenden Politikziel. Er richtete es vor allem gegen die Sowjetunion, ohne Polen zu erwähnen. Dies sieht der Historiker Wolfgang Wippermann als Indiz dafür, "wie wirklichkeitsfremd dieses Programm war". Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 mobilisierte die polnische Regierung zunächst einen Teil ihrer Streitkräfte und sondierte in Paris wahrscheinlich die Möglichkeit einer gemeinsamen Militäraktion gegen Deutschland. Nach der Liebmann-Aufzeichnung vom 3. Februar 1933 wies Hitler auf die Bedrohung durch das militärisch stärker gerüstete Polen hin. Um Deutschland ungehemmt aufrüsten und ausdehnen zu können, verfügte er zunächst den Austritt aus dem Völkerbund. Doch Hitler zeigte Polen Verhandlungsbereitschaft, etwa indem er die Zusammenarbeit mit der UdSSR demonstrativ beendete. Am 26. Januar 1934 schlossen Polen und das Deutsche Reich den auf zehn Jahre befristeten deutsch-polnischen Nichtangriffspakt. Einige Historiker betrachten diesen als Wendepunkt in der deutschen Ostpolitik, der die Konfrontation der Weimarer Zeit beendete. Andere sehen darin nur eine taktische Maßnahme, die Polen zu einem Werkzeug deutscher Interessen machen sollte. In den folgenden Jahren zerfiel das polnisch-französische Bündnis unter dem Eindruck der neuen Bündniskonstellationen. Der französisch-sowjetische Beistandspakt vom 2. Mai 1935 entfernte die ehemaligen Partner weiter voneinander, während Polen und das Deutsche Reich politisch und wirtschaftlich enger zusammenarbeiteten. Dies zeigte sich vor allem nach dem Münchner Abkommen vom 30. September 1938: Hatte sich die polnische Regierung von der deutschen Besetzung des Rheinlandes (7. März 1936) noch scharf distanziert, so nutzte sie die Lage nun für eigene Interessen aus. Am 2. und 3. Oktober besetzte Polen den tschechischen Teil der 1919 getrennten, ehemals Teschen genannten Stadt sowie das Olsagebiet. Am 10. Oktober 1938 besetzten die Deutschen gemäß dem Münchner Abkommen das Sudetenland.

Der Weg in den Krieg

Am 14. März 1939 schloss das Deutsche Reich einen "Schutzvertrag" mit der Slowakei, um deren Trennung von der "Rest-Tschechei" zu beschleunigen. In diese marschierten schon am Folgetag deutsche Truppen ein. Damit brach Hitler nach wenigen Monaten das Münchner Abkommen, ohne effektive Sanktionen der daran beteiligten Regierungen fürchten zu müssen. Auf deutschen politischen Druck hin verzichtete Litauen am 23. März auf das 1920 von Deutschland getrennte und 1923 annektierte Memelland. Damit erreichte Hitler ohne Krieg eine teilweise Revision der Versailler Gebietsverluste; unter anderem der strittige Korridor samt Danzig stand noch aus. Diese Politik machte die Bedrohung auch für Polen offensichtlich. Am 26. März 1939 wies Polens Regierung das deutsche Angebot endgültig zurück und stellte klar, dass sie jede einseitige territoriale Veränderung als Kriegsgrund behandeln würde. Zudem leitete sie eine Teil-Mobilmachung ihrer Streitkräfte ein, um einer handstreichartigen deutschen Annexion Danzigs vorzubeugen. Großbritannien beendete nach dem deutschen Bruch des Münchener Abkommens seine bisherige Appeasement-Politik. Am 31. März sicherte der britische Premierminister Neville Chamberlain Polen militärische Unterstützung zu, falls dessen Existenz bedroht werde. Auf Bitte Polens wurde am 6. April ein förmlicher Beistandspakt zwischen beiden Staaten unterzeichnet. Am 13. April wurde auch die polnisch-französische Allianz erneuert. Daraufhin kündigte Hitler am 28. April 1939 den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt und das deutsch-britische Flottenabkommen. Bereits am 11. April hatte er der Wehrmacht Weisung zur Ausarbeitung eines Kriegplanes gegen Polen erteilt.

Hitler setzte die Verhandlungen um Danzig noch bis August 1939 fort, um Zeit für Kriegsvorbereitungen zu gewinnen und Großbritannien und Frankreich möglichst vom militärischen Eingreifen abzuhalten. Diese hätten Polen durch einen Einmarsch in Deutschland von Westen her helfen können, waren darauf aber trotz zahlenmäßiger Überlegenheit ihrer Divisionen nicht vorbereitet oder nicht dazu bereit. Um Polen auf dessen Gebiet militärisch wirksam unterstützen zu können, verhandelten die Westmächte seit Sommer 1939 über eine Militärkonvention mit der UdSSR. Diese verlangte ein Durchmarschrecht für die Rote Armee durch Polen. Dessen Regierung befürchtete, dass die Sowjets dieses Recht zur Rückgewinnung ihrer 1921 verlorenen Gebiete ausnutzen würden. Polens Außenminister lehnte diese Bedingung daher am 15. August 1939 endgültig ab. Am 23. August 1939 folgte der Hitler-Stalin-Pakt, dessen geheimes Zusatzprotokoll die Interessengebiete aufteilte: Danach sollten Ostpolen und das Baltikum unter sowjetische Verwaltung kommen. Nach dem Scheitern der britisch-sowjetischen Verhandlungen bat die britische Regierung Warschau nochmals um Verhandlungen mit Berlin. Doch wegen der westlichen Garantieerklärungen und dem hohen Vertrauen in die eigenen Streitkräfte sah die polnische Führung keinen Grund mehr für weitere diplomatische Bemühungen. Hitler hatte seine Forderungen inzwischen gesteigert und mit einem Ultimatum verbunden. Daraufhin leitete die polnische Regierung am 29. August die Generalmobilmachung der polnischen Streitkräfte ein.

Feindpropaganda und fingierte Grenzzwischenfälle

Während der sich verschärfenden Lage hatten auf beiden Seiten die Berichte über Grenzverletzungen und Zwischenfälle zugenommen. Seit Anfang 1939 war es zu Ausschreitungen gegen „Volksdeutsche“ in Polen gekommen. Die NS-Propaganda, die während der Dauer des deutsch-polnischen Nichtangriffspaktes nicht negativ über Polen berichten durfte, nutzte diese Vorfälle seit März 1939, um ein Feindbild von Polen zu verstärken.

Deutsche Polizeiberichte schilderten den polnischen Beschuss von militärischen und zivilen Flugzeugen und zahlreiche Übergriffe, auch mit Todesfolge auf deutscher Seite.

Auch die Polen machten eine Aufstellung von Zwischenfällen. Seit dem 22. August 1939 täuschten zudem als polnische Freischärler verkleidete SD- und SS-Angehörige sowie dazu genötigte KZ-Häftlinge (die ermordet und als Beweis für Kampfhandlungen liegengelassen wurden) mehrere „Grenzzwischenfälle“ vor.

Sie sollten dem Ausland von Polen ausgehende kriegerische Akte demonstrieren, gegen die Deutschland sich nur militärisch verteidigen könne. Dazu gehörte auch der angebliche Überfall auf den Sender Gleiwitz. Hitler erwähnte Gleiwitz in seiner Reichstagsrede am 1. September nicht. Deutsche Wochenschauen vom September 1939 zeigten brennende deutsche Bauernhöfe im Korridor, Artilleriebeschuss der oberschlesischen Grenzstadt Beuthen sowie die Beerdigung eines erschossenen Danziger SS-Mannes als Kriegsbegründungen.

Der Kriegsbeginn

Der exakte Zeitpunkt und Ort der ersten Kampfhandlung ist umstritten. Ab 4:45 Uhr, kurz vor Sonnenaufgang, beschoss das Linienschiff Schleswig-Holstein die polnische Garnison auf der Westerplatte auf dem Territorium der Freien Stadt Danzig. In der Stadt selbst wurde das polnische Postamt gestürmt. Beide Orte stellten polnische Exklaven besonderen Rechtes (gemäß Versailler Vertrag) auf dem Gebiet des Staates Freie Stadt Danzig dar. Nach polnischen Angaben noch vor 4:45 Uhr, nach deutschen um 5:40 Uhr, griff die deutsche Luftwaffe mit 29 Sturzkampfbombern die Stadt  an. Im Verlaufe des Tages erfolgten noch zwei weitere Angriffe mit je 29 Flugzeugen, wobei die Stadt zu 70 Prozent zerstört wurde und insgesamt 1.200 Menschen starben. Weitere Aktionen sollten die Sprengung von Eisenbahnbrücken verhindern. Bereits um 4:26 Uhr morgens des 1. September startete der Oberleutnant Bruno Dilley, Führer der 3. Staffel im Sturzkampfgeschwader 1, mit insgesamt drei Stuka-Flugzeugen vom Typ Ju 87 B im ostpreußischen Landkreis Elbing, mit dem Auftrag die Zündstellen der Weichselbrücke Dirschau auszuschalten und so eine Brückensprengung zu verhindern. Um 4:34 Uhr flogen sie in zehn Meter Höhe über der Weichsel auf den Bahndamm links neben der Brücke zu, wo polnische Pioniere neben den Zündapparaten standen. Kurz vor dem Damm löste die kleine Flotte ihre Bomben aus und zog über dem Damm hinweg. Dabei war das Ziel genau getroffen worden.

Dennoch wurde die Brücke von Polen gesprengt. Hitler sagte am Vormittag desselben Tages in einer im Rundfunk übertragenen Reichstagsrede: „Polen hat heute nacht zum erstenmal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten!".

Das Wort „Krieg“ war für den „Septemberfeldzug“ anfangs verboten. Frankreich und Großbritannien forderten ultimativ den sofortigen Rückzug aller deutschen Truppen aus Polen.
Als Hitler dies ablehnte, erklärten beide Staaten dem Deutschen Reich am 3. September den Krieg. Eine große Offensive der Westmächte blieb aber trotz der Zusagen gegenüber Polen aus; an der deutschen Westgrenze kam es zum „Sitzkrieg“. Polens letzte Feldtruppen kapitulierten am 6. Oktober nach der Schlacht bei Kock. Dies gilt als Ende des Polenfeldzuges. Die polnische Regierung war am 18. September 1939 nach Rumänien geflohen. Der Oberkommandierende Marschall Rydz-Śmigły folgte am 27. September 1939 nach. Nur Bruchteile der polnischen Armee entkamen der deutsch-russischen Umklammerung nach Ungarn und Rumänien. Eine offizielle Kapitulation des polnischen Oberkommandos, Staates oder der Regierung blieb aus.

Begleiterscheinungen und Folgen, Kriegstote, Gefangene, Verluste

Wieviele polnische Zivilisten der deutsche Angriffskrieg das Leben kostete, ist unbekannt. Geschätzt werden 66.000-100.000 gefallene und etwa 133.000 verwundete polnische Soldaten. Mehr als 400.000 polnische Soldaten, darunter etwa 16.000 Offiziere, gerieten in deutsche Gefangenschaft. Dazu kamen noch etwa 200.000 als „verdächtige Elemente“ gefangengenommene Zivilisten. Etwa 61.000 Juden wurden umgehend von den übrigen polnischen Kriegsgefangenen getrennt und schlechter behandelt. Etwa 100.000 polnischen Soldaten gelang die Flucht ins Ausland.

Auch für die deutschen Verluste gibt es keine endgültigen Angaben. In einer ersten Verlautbarung sprach das OKH zunächst von 10.572 Gefallenen, 3.409 Vermissten und 30.322 Verwundeten. Von diesen entfielen 734 Soldaten auf die Luftwaffe. Diese Angaben beruhten in erster Linie auf den Daten der Sanitätsinspektion, die während des Feldzuges 10.244 gefallene Soldaten und 593 gefallene Offiziere registriert hatte. Dies unterschied sich schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von den Eintragungen in den Kriegstagebüchern der Truppenteile, deren Verlustlisten 14.188 Soldaten und 759 Offiziere umfassten. Die Wehrersatzdienststelle bzw. die Abteilung Wehrmachtverlustwesen errechneten bis 1944 sogar einen Gesamtverlust von 15.450 Soldaten und 819 Offizieren, betonten jedoch, dass die Recherchen noch nicht vollständig abgeschlossen seien. Die Erhöhung der offiziellen Verlustangaben erklärt sich wahrscheinlich daraus, dass anfangs als „vermisst“ gemeldete Soldaten nun als „gefallen“ galten und einige verwundete Soldaten inzwischen an ihren Verletzungen gestorben waren. Nach Angaben von Norman Davies soll die polnische Abwehr der Wehrmacht über 50.000 Tote eingebracht haben, die New York Times vermeldete am 28. September 1939, dass laut polnischen Angaben die deutschen Verluste 90.000 Gefallene, 400 Panzer und 500 Flugzeuge betragen würden.

Die materiellen Verluste der Wehrmacht waren beträchtlich. So meldeten die meisten Divisionen den Ausfall von bis zu 50 Prozent ihres Fahrzeugbestandes, mehrheitlich aufgrund von Verschleiß im unwegsamen polnischen Gelände. Die motorisierten Divisionen waren zum Teil erst im Frühjahr 1940 wieder voll einsatzbereit. Der Verlust an Flugzeugen betrug rund 285 Maschinen, darunter 109 Bomber und Stukas.

Massenmorde

Mit dem Polenfeldzug begann das NS-Regime die gezielte organisierte Massenvernichtung polnischer Zivilisten, die bis 1945 andauerte. Fünf der sechs dazu von Heinrich Himmler aufgestellte Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD begleiteten die fünf Armeen der Wehrmacht, die sechste Gruppe war in Posen tätig. Ihr Auftrag war die „Bekämpfung aller reichs- und deutschfeindlichen Elemente rückwärts der fechtenden Truppe“ und die weitgehende „Vernichtung der polnischen Intelligenz“. Nach vorbereiteten Fahndungslisten ermordeten sie bis Ende 1939 etwa 60.000 polnische Staatsbürger: darunter Lehrer, Ärzte, Juristen, Professoren, katholische Priester und Bischöfe sowie Vertreter von Parteien und Gewerkschaften der polnischen. Diesen Massakern fielen auch etwa 7000 polnische Juden zum Opfer. Sie wurden nicht nur als Angehörige polnischer Eliten, sondern auch wahllos ermordet, um die Überlebenden in den sowjetischen Machtbereich zu vertreiben. Weniger bekannt sind Morde an Patienten psychiatrischer Einrichtungen, erstmals in Kocborowo am 22. September. Sie gelten als Vorlauf der ein Jahr darauf in Deutschland begonnenen Euthanasie-Morde. Zudem verübte der „Volksdeutsche Selbstschutz“, eine später zur SS gehörende, überwiegend aus in Polen lebenden Deutschen bestehende Miliz, Massenmorde an Polen als „Abrechnung“ für polnische Vorkriegsangriffe auf „Volksdeutsche“. Daran waren Angehörige der Wehrmacht, der Danziger Heimwehr, des SD und der SS beteiligt. Insgesamt wurden nach polnischen, meist auf Augenzeugenberichten beruhenden Ermittlungen im September und Oktober 1939 in Polen bei 714 Aktionen 16.376 Menschen erschossen. Das Zusammenwirken der Tätergruppen war zu diesem Zeitpunkt meist noch nicht zentral gelenkt und aufeinander abgestimmt, aber ideologisch gewollt und im nationalsozialistischen Weltbild angelegt. Dessen Kern bildete der „Kampf ums Dasein“ zwischen „höheren und niederen Rassen“, wobei die Polen aus NS-Sicht zu den slawischen „Untermenschen“ gehörten. Sie sollten ihrer Führungskräfte beraubt werden, um die übrige Bevölkerung einzuschüchtern und Widerstand gegen die folgenden Deportations-, Vertreibungs- und Zwangsarbeitsmaßnahmen zu verhindern. Die polnische Nation sollte zerstört werden; langfristig waren die slawischen Polen zur Vernichtung durch Zwangsarbeit, die angeblich „deutschblütigen“ Polen zur vollständigen Assimilation bestimmt.

Polnischer Wiederstand

Insgesamt flohen rund 140.000 polnische Militärangehörige nach Rumänien, Ungarn oder Litauen, wo sie jedoch auf deutschen Druck hin vielfach interniert wurden. Auch die polnische Regierung war am 17. September 1939 nach Rumänien geflüchtet und wurde dort interniert. Daraufhin trat Staatspräsident Ignacy Mocicki zurück. Sein Amt übernahm der im französischen Exil lebende Wladyslaw Raczkiewicz, der im folgenden Jahr einen Nationalrat anstelle des aufgelösten Sejm bildete und eine neue Truppe aufstellen ließ. Vielen geflohenen Polen gelang es in der Folgezeit, weiter nach Frankreich zu fliehen und die Exilsarmee zu verstärken. Die von Polens Exilregierung aufgestellten Truppenverbände nahmen an allen wichtigen Operationen des Zweiten Weltkrieges teil.

Infolge ihrer brutalen Unterdrückungspolitik bildete sich auch in Polen selbst ein breiter Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht. Ein regelrechter „Untergrundstaat“ wurde geschaffen, der mit geheim hergestellter Presse und einem konspirativen System für höhere Bildung der rassistischen Besatzungspolitik der Deutschen entgegentrat. Die militärischen Bemühungen des polnischen Widerstandes gipfelten 1944 unter der Ägide der Exilregierung im Warschauer Aufstand. Ein Teil derjenigen, die die sowjetischen Gulags überlebten, bildete 1941 während der zeitweisen Zusammenarbeit mit Josef Stalin, die auf Drängen Großbritanniens zustande kam, die Armee des Generals
Władysław Anders. Auf dem Umweg über Persien und Palästina nahm diese Armee den Kampf gegen die Deutschen wieder auf. Sie wurde in Nordafrika und in Italien eingesetzt. Weitere Polen wurden ab 1943 in die von den Sowjets aufgestellte Armee des Generals Zygmunt Berling integriert und kämpften ab 1944 an der Ostfront.

Bild- und Textnachweis

Chronik Zweiter Weltkrieg, Christian Zentner – Otus
Der Zweite Weltkrieg, Owen Booth, John Walton - Verlegt bei Kaiser
Der Zweite Weltkrieg in Europa, Charles Messenger
Der Zweite Weltkrieg, Alexander Lüdeke - Parragon
Der Zweite Weltkrieg, Band 1, Kurt Zentner, Lingen-Verlag Köln
Wikipedia.de

 
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